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Sloweniens modernstes Shopping-Center ALEJA in Ljubljana von ATP architekten ingenieure

Gewerbe | Ljubljana (SL) | ATP architekten ingenieure
Erlebniswelt im Drachenpanzer

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Das von ATP architekten ingenieure (Innsbruck) geplante Shopping-Center ALEJA in Ljubljana liegt im dicht besiedelten Stadtteil Šiška. Mit seiner zeitlos modernen, hochfunktionalen Handelsarchitektur nimmt es bewusst Bezug auf den urban-poetischen Charme der Innenstadt.

Die Fassade erinnert mit ihren rautenförmigen und verschiedenfarbig glänzenden Schuppen an einen Drachen, das Wappentier der slowenischen Hauptstadt. Auf einer verpachtbaren Fläche von 32.000 m² schafft der längliche Baukörper eine perfekte Bühne für internationale und nationale Labels in rund 80 Shops. Auf dem 2. Obergeschoss hält er dem Onlinehandel ein zusätzliches Erlebnis entgegen: Der „ALEJA Sky“ beherbergt Ljubljanas ersten „echten“ Food-Court sowie eine einladende, großzügige Kinderwelt, die von SES betrieben wird. Auf dem Dach wartet ALEJA darüber hinaus mit einer 6.200 m² umspannenden Sport-, Erlebnis- und Freizeitzone – dem „Activity Roof“ – auf und bietet damit zahlreiche Möglichkeiten, sich zu treffen und sportlich zu betätigen. Gleichzeitig gibt es der schönen Stadt Raum zurück.

Handelszentren haben nur dann eine Zukunft, wenn sie Teil der Stadt werden. Mit ALEJA gelingt es uns, hocheffiziente Handelsarchitektur mit den Schönheiten der Stadt zu verweben und im Quartiersgedanken zu einem multifunktionalen Treffpunkt mit größtem Erlebniswert sowie hoher Aufenthaltsqualität zu verschmelzen.Philipp Pfister, Head Architect und Gesamtprojektleiter von ATP

Alle Augen auf ALEJA

Auch wenn die Planungs- und Bauzeit für das Großprojekt gering war: Das Projekt ALEJA blickt auf ein paar Jahre Geschichte zurück. 2008 bis 2010 ließ die SES Spar European Shopping Centers GmbH einen Bebauungsplan für das Shopping Center erstellen – gleichzeitig wurde ATP infolge eines gewonnenen Wettbewerbs mit der Genehmigungsplanung beauftragt. 2010 war diese fertig, im Januar 2011 wurde eingereicht. 2014 wurde der Bescheid ausgestellt und im Frühjahr 2016 rechtskräftig.

Doch sieben Jahre nach Entwurfserstellung hatte sich die Welt und mit ihr die Handelswelt weitergedreht. Daher unterzogen die Designer_innen von ATP gemeinsam mit Auftraggeber SES den Entwurf noch einmal einer genauen Prüfung und verliehen ihm einzigartige Elemente und Features, die den Puls der Zeit und die gewandelten Konsument_innentrends punktgenau treffen. Heute entspricht ALEJA vielmehr einem Erlebniszentrum als einem Einkaufstempel und ist das modernste Shopping Center Sloweniens.

„Das Gebäude ist ein weiterer ICON in einer großartigen Architekturstadt. Das Konzept von ALEJA trifft den Puls der Zeit”, ist Marcus Wild, CEO von SES überzeugt und fügt hinzu „urbane Räume haben etwas Organisches an sich – sie verbinden sich mit ihrer Umgebung und atmen mit der Frequenz der Kund_innen. Man spürt, dass in der DNA der SES Architektur ein bestimmendes und dabei immer menschliches Persönlichkeitsmerkmal ist. Nicht nur der ALEJA-Sky des neuen Centers wird ein neuer Treffpunkt der Stadt.“

Aufwertung eines ganzen Stadtteils

Das Shopping-Center ALEJA liegt direkt am Zubringer zur Stadtautobahn, an einem der markantesten Punkte von Ljubljana, im Stadtteil Šiška, im Nordwesten der slowenischen Hauptstadt. Šiška, das wörtlich übersetzt „kleines Haus” bedeutet, ist der am dichtesten besiedelte Stadtteil von Ljubljana. Das ideal gelegene Grundstück wird mehr oder weniger allseitig von Straßenzügen flankiert. Dreiseitig – WEST-NORD-OST – liegt der berühmte POT – der „Weg der Erinnerung und Kameradschaft”; im Süden, gegenüber der Hauptfassade, befinden sich riesige Wohnkomplexe. Über Jahre lag hier im Osten wie im Süden Baugrund brach, der mit dem Magnet ALEJA nun vermehrt Investor_innen lockt und somit nach und nach verschwindet.

Westansicht | Bild: ATP architekten ingenieure (Innsbruck)

„Ich bin überzeugt, dass das neue Center den Stadtteil Šiška aufwertet“, freute sich Zoran Janković, Bürgermeister von Ljubljana, schon zu Beginn der Bauarbeiten über den Mehrwert für die gesamte Region.

Die Stadt als Inspiration für Innen und Außen

So wie SES das Erlebnis Shopping mit der Region und ihren Menschen verschmilzt, so setzt sie auch seit Jahren großes Augenmerk auf ansprechende Architektur. Dank des durchdachten und konsequent umgesetzten Konzepts von ATP lässt sich auch das neue Gebäude ALEJA als architektonische Hommage an die Stadt Ljubljana lesen. „Wir wollten ein Gebäude erschaffen, das die Kultur der Stadt mit all ihren Facetten treffend zum Ausdruck bringt”, fasst Philipp Pfister, Head Architect und Gesamtprojektleiter von ATP Innsbruck, die Zielsetzung der Aufgabe zusammen. „Je mehr Zeit wir im Innenstadtkern verbrachten, umso tiefer fühlten wir uns mit der Altstadt verbunden. Mit dieser Begeisterung vermochten wir ihre Besonderheiten zu erkennen und uns davon in weiterer Folge inspirieren zu lassen. Dabei war es uns enorm wichtig, die einzelnen Facetten nicht einfach plump zu kopieren, sondern diese respektvoll zu zitieren bzw. zu interpretieren!“

Wie die real gewordene Manifestation der slowenischen Seele orientiert sich der Entwurf von ATP an der Gründungslegende der Stadt, wonach Jason – der Held einer griechischen Mythologie – einem Ungeheuer begegnet sei, das er auf kühne Art und Weise erlegte. Dieses Ungeheuer soll der Drache von Ljubljana gewesen sein, der heute das Stadtwappen ziert und vom berühmten slowenischen Architekten Joze Plecnik im frühen 20. Jahrhundert in der Innenstadt von Ljubljana mehrfach dargestellt wurde.

Von dieser Legende inspiriert, ist der fünfgeschossige Neubau (zwei UGs, EG und zwei OGs) in seiner Anmutung – ein langer Baukörper mit einem Hauptbaukörper am Süd-West-Eck – wie ein Drache zu interpretieren. Als sichtbares architektonisches Zeichen thront er aber weder bedrohlich über dem Wohngebiet, noch vergräbt er seinen Kopf in den Boden. Vielmehr schmiegt er sich wie ein ruhendes Fabelwesen ins grüne Herz des Stadtteils.

„Lebendige“ Haut

Die Fassade von ALEJA ist ein architektonischer Höhepunkt. Das Innsbrucker D&R-Team der ATP-Gruppe integrierte in engster Zusammenarbeit mit SES und dem Projektteam von ATP Innsbruck die Gründungsgeschichte der Stadt in die Sprache der Gebäudehülle, indem sie mit rautenförmigen Edelstahlschindeln die Schuppen des Drachens imitiert. In drei Farbtönen (Anodisierungen) und vier unterschiedlichen Prägungen schimmern sie mit jedem Tag, jedem Blick, jedem Schreiten und jeder Wetterlage in changierenden Farben. Je nach Lichteinfall und Wärmeeintrag dominieren die warmen Farben Champagner, Bronze und Rosy Gold in unterschiedlicher Intensität. „Ist eine Schindel von der Vormittagssonne noch aufgewärmt, erscheint sie magenta-farbener als die Schindel daneben – so wird die Haut lebendig“, erläutert Head of Design, Paul Ohnmacht, die gestalterische Individualität des für den Drachen so charakteristischen Schuppenkleides. „Sowohl an sonnig schönen als auch an trüben, regnerischen Tagen ist die Fassade – je nach Standort und Blickwinkel – in ihrem Erscheinungsbild unterschiedlich. Sobald man sich selbst in Bewegung setzt, bewegt sich die Fassade mit. Somit wird diese zu keinem Zeitpunkt ‚langweilig‘ und kann jederzeit für sich selbst sprechen“, fügt Gesamtprojektleiter Philipp Pfister hinzu.

Südansicht | Bild: ATP architekten ingenieure (Innsbruck)

Ein besonderes Highlight ist der facettierte Baukörper im Bereich des Eingangs. Dieser „Drachenkopf“ besticht durch seine besondere geometrisch geknickt und gefaltete Form und dem Wechselspiel aus offenen, teilweise offenen und geschlossenen Rautenfeldern, die ihn verspielt, elegant und interessant erscheinen lassen.

„Da wo der Drache durch die Lanze von Jason verletzt ist, zeigt er sein inneres Fleisch bzw. kehrt sein Inneres nach Außen“, erklärt Pfister. „Auf die Architektur des Gebäudes übertragen, sind dies jene Einrisse an den Eckpunkten, an denen die Logos der Shops – also des Innenlebens – angebracht sind. Somit ist das gesamthaft schlüssige Konzept abgerundet“, fügt er hinzu.

Die von ATP konzipierte Schuppenhaut mit Rautenschindeln hat bei den Bauherren nicht nur Eindruck als tolle Fassaden-Idee hinterlassen. Die einprägsame Form diente sogar als Ideenstifter für das Logo von ALEJA, in dem sich zwei Rauten wiederfinden. Auch die „Sprache“ der Rauten-Glasfassade setzt sich in den unterschiedlichen Marketing-Konzepten und -Artikeln von ALEJA konsequent fort.

Vorplatz für die Stadt

Als Geschenk an die Nachbarschaft rückten die Bauherrn mit dem Gebäude an der Süd-West-Ecke bewusst etwas von der gestatteten Bebauungslinie ab und verzichtete zugunsten eines Vor- und Veranstaltungsplatzes auf zusätzliche Verkaufsflächen.

Läuft man über den mit Granit-Kopfsteinpflaster gespickten Vorplatz, fühlt man sich an einen innerstädtischen Hauptplatz versetzt. Glatte, einkaufs-, kinderwagen- und rollstuhlfreundliche Platten verweben den für die Stadt so charakteristischen Bodenbelag wie „Zünglein“ des Drachen mit dem öffentlichen Platz und führen die Besucher_innen von der hochfrequentierten Bushaltestelle zum Eingang.

Ostansicht | Bild: ATP architekten ingenieure (Innsbruck)

 

Der dort realisierte und von der slowenischen Jugend gehypte Pump-Track ist bereits ein kleiner sportlicher Vorgeschmack auf das, was sich ca. 12 Meter höher auf dem Dach des Centers als Erlebniswelt offenbart.

Die Lust am Erlebnis spürt man außerdem bereits bei der Brunnenanlage (Idee und Gestaltung durch ATP in Zusammenarbeit mit Meiwa GmbH) vor dem Gebäude. Mit ihrer allseitig abgerundeten dreieckigen Form erinnert sie an einen Grottenmolch – den kleinen Bruder des Drachens. Der Brunnenkopf zieht wie sein tierischer Ideengeber – der selten gerade, sondern meist verwunden liegt – einen „pulsierenden“, geschwungen Körperteil in Form von parabelförmigen Wasserstrahlen aus Hochdruck-Wasserdüsen nach. Wie ein atmender Molch werden die Wasserstrahlen größer und kleiner.

Während die Erwachsenen auf den zahlreichen Sitzmöglichkeiten im Grünen entspannen können, dürfen die Kinder (falls es die Eltern gestatten) durch die Wasserbögen hindurchlaufen. Das Prinzip würde freilich auch umgekehrt funktionieren – trockenen Fußes durch den Brunnen durchlaufen können allerdings nur die Kleinen.

Mit äußerst viel Liebe zum Detail

Vom Vorplatz aus entwickelt sich – in weiterer Folge – auf zwei Ebenen eine längliche Mall. Geräumigkeit, Aufenthaltsqualität und Natürlichkeit prägen das kommerziell hochwertige Interior-Konzept von ATP, das sich ebenfalls an den lokalen Gegebenheiten orientiert. Der kleingliedrige Natursteinboden als abstrakte Interpretation des Flusses Ljubljanica, der Lebensader der Stadt, führt den Kund_innenstrom mit mäandernden Leitzonierungen durch das tageslichtdurchflutete Erdgeschoss. Inspiriert von der innerstädtischen Zweigeschossigkeit der Promenade (untere und obere Promenade), setzt sich die Entwurfsidee in den zwei Verkaufsebenen mit den rechts und links vom „Fluss“ aufgefädelten Shops konsequent fort. Die Verkaufsflächen der „oberen Promenade“ im 1. OG sind an drei Punkten mittels Brücken quer verbunden. Für die Anzahl wurde die Idee der berühmten drei-armigen Brücke Tromostovje des Architekten Joze Plecnik aufgegriffen. Vertikale Verbindungen zwischen Erdgeschoss und 1. OG sind – ähnlich der hochgewachsenen Bäume im Bereich der Tromostovje – Grünsäulen in Form von Kletterranken. Punktuelle zusätzliche Bepflanzungen, Wasserspiele, Brunnen, Sitz- und Ruhemöglichkeiten – auf Basis eines von ATP durchgängig designten und entwickelten Konzeptes – machen die Illusion, sich in der pulsierenden Stadt aufzuhalten, komplett.

Für das natürliche Ambiente und die hohe Aufenthaltsqualität sorgen großflächige Glasdächer oberhalb der Mall. Auch darin findet sich die nahezu allgegenwärtige Rautenform der Fassadenschindeln wieder. Diese Einrisse durchfluten den relativ schmalen Innenraum mit natürlichem Licht und geben den Ausblick Richtung Himmel frei. „Die schmale, längliche Gebäudeform ist dem engen Korsett des Bebauungsplans geschuldet. Die Herausforderung für uns war es, der Enge mit geschicktem Einsatz von Licht und Farben entgegenzuwirken. Dies gelang uns durch den hohen Tageslichteintrag und die weiße, helle Decke“, erklärt Pfister den bewussten Verzicht auf kräftige Farben im Bereich der Mall.

„ALEJA SKY“ Erlebnis und Kulinarik über den Dächern der Stadt

Das Design-Auge isst mit

Ein weiteres Highlight der ALEJA Shopping Mall – und in dieser Form bislang einzigartig in Ljubljana – ist der Food-Court im 2. OG. Als Teil des „ALEJA SKY“ (= 2. OG; setzt sich aus Food-Court, Slow-Food-Restaurants sowie Kinderwelt zusammen) mit Außenterrasse konzentriert sich dort der Großteil der Gastronomie. Unterschiedliche Sitzhöhen und Lichtarten, ein kleiner Diner- und Lounge-Kaffee-Bereich machen das Court zum individuellen Erlebnis und sorgen dafür, dass trotz der charakteristischen gemeinsamen Sitzflächen Wohlfühlambiente für jeden Geschmack vorherrscht.

Der gesamte Food-Court (Decke, Böden, Sitzmöbel, Tische, Wandverkleidungen, Bepflanzungskonzept, Möbeldesign etc.) wurde von ATP entwickelt, ausgearbeitet und umgesetzt. „Auf den ersten von ATP Innsbruck entwickelten, allumfänglich durchgestylten und umgesetzten Food-Court sind wir besonders stolz“, zeigen sich Philipp Pfister und Paul Ohnmacht sehr zufrieden über das Endprodukt, welches vom Architekturteam in engster Zusammenarbeit mit ATP-D&R Innsbruck und unterstützt durch Beratungsleistungen von Mint Architecture entstanden ist.

Eine Besonderheit ist der Boden, der zwar einerseits pflegeleicht, andererseits aber keinen ästhetischen Bruch darstellen sollte. Da hier nicht wie in den unteren Geschossen mit Naturstein gearbeitet werden konnte, entschied sich das Team von ATP für eine trendige, hexagonförmige und rutschfeste Fliese, deren spezielles Design und unterschiedliche Farbkonstellation geschickt den Kundenstrom im Gastronomiebereich lenkt. Da die Wünsche und Vorstellungen des ATP-Teams mit der „Standard-Kollektion“ nicht vollends erfüllt werden konnten, wurden in Zusammenarbeit mit der Herstellerfirma Marca Corona eigens zwei Fliesen-Typen für ALEJA entwickelt (customized).

In der mehrfach gewundenen (fast skulpturalen) Deckenstruktur spiegelt sich durch schwungvoll inszenierte organische Strukturen das Innenleben des Drachens wider. Hier wurde zudem mit hochwertigen Materialien – wie den goldenen Mosaikfliesen und der Eichen-Holz-Lamellendecke (mit hohem Aufwand hinsichtlich der Form und unter Berücksichtigung strenger Brandschutzauflagen) – gearbeitet, um in Verbindung mit edlem Mobiliar eine Oase inmitten des Einkaufszentrums zu generieren.

Freizeit über den Dächern der Stadt

Ein großes Einkaufszentrum verfügt naturgemäß über eine große Dachfläche, deren herkömmliche Funktionen wie thermische Sicherheit und Schutz vor Regen und Witterung hinlänglich bekannt sind. Bei ALEJA übernimmt das Dach – in weiten Teilen – allerdings eine noch viel ambitioniertere Funktion und bietet Kund_innen und im weiteren Sinne auch den Bewohner_innen des Stadtteils Šiška in Form einer ausgedehnten Erlebnis- und Freizeitzone einen zusätzlichen Mehrwert auf normalerweise brach liegender Fläche. Rund 6.200 m² der „unteren“ Dachebene sind intensiv begrünt und wie eine Parkanlage mit Kinderspielplatz, Sitzgelegenheiten und der Möglichkeit zu mannigfaltiger sportlicher Betätigung ausgestaltet. Neben einer multifunktionalen Fläche für Volleyball-, Basketball-, Badminton- und Fußballspiele bietet das Aktivdach auch zwei Fitness-Parcours für Calisthenics und Urbanetics, sowie einen 500 m langen Parkweg und damit alles, was das urbane Sportlerherz begehrt und Familien glücklich macht.

Nordansicht | Bild: ATP architekten ingenieure (Innsbruck)

Für Šiška stellt ALEJA damit eine einzigartige Möglichkeit zur Naherholung und sportlichen Freizeitgestaltung dar. Auch das Hauptdach auf der „oberen“ Ebene ist nicht nur eine einfache, nackte Fläche. Mit dem gesamthaft extensiv begrünten Dach wird der Umgebung (großteils auf Höhe der Wohnbebauung) ein Stück Natur zurückgegeben.

Energieeffizienz und Nachhaltigkeit

Bei den komplexen Fragestellungen der Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Lebenszyklusorientierung macht sich die Erfahrung des Architekturbüros besonders bezahlt. So versorgt an heißen Tagen beispielsweise ein unterirdischer Regenwassersammeltank mit einem Volumen von ca. 390 m³ die Rückkühlanlagen mit dem notwendigen Wasser und dient somit zur Effizienzsteigerung der Außeneinheiten der Kälteanlage. Auch die intensiv begrünten Flächen am Activity-Roof werden über eine automatische Bewässerungsanlage mit dem gesammelten Regenwasser ökologisch versorgt.

Des Weiteren wurde bei der Auswahl von Gläsern und Oberflächen stark darauf geachtet, dass es keinen Energieverlust nach außen und keinen zu starken Wärmeeintrag nach innen gibt, der in der Folge überhöhte Heiz- bzw. Kühlleistungen erforderlich machen würde. Dazu wurde eigens eine Gebäudesimulation durchgeführt. „Durch einen bewusst definierten Mix aus stark und weniger stark bedrucktem sowie klarem Sonnenschutz-Glas ist es uns trotz der hohen offenen Fassaden- als auch Glasdachanteile gelungen, einen höchst energieeffizienten Betrieb zu gewährleisten“, so Pfister. Vor allem im Bereich des Food-Courts, der im Sommer viel Sonnenlicht erfährt, wurde mit dem Wechselspiel aus klarem bzw. bedrucktem Sonnenschutzglas sowie geschlossenen Blech-Rauten-Feldern gearbeitet. Durch den Wechsel der offenen, halb-offenen und geschlossenen Felder in der Glas-Rauten-Fassadenstruktur entsteht ein zusätzlicher Erlebniseffekt: Scheint die Sonne hinein oder ziehen Wolken vorbei, zeichnet der Schatten ein spannendes Bild am Boden.

Licht

Zu einem hochfunktionalen Handelszentrum wie ALEJA gehört auch eine Raum- und Lichtatmosphäre, die im Einklang mit der Architektur und den angebotenen Erlebnisräumen steht. Der Firma Bartenbach als Lichtplaner ist dies bestens gelungen.

Die Reise der Kund_innen beginnt mit dem Erleben der glänzenden Fassade, die mit ihrem farbigen Schuppenkleid die Dimensionen des Gebäudes auf einen menschlichen Maßstab bringt. Unter Berücksichtigung der in Slowenien streng regulierten Vorschriften in Bezug auf Lichtverschmutzung und Lichtemission, wurde auf eine dominante Fassadenbeleuchtung in der Nacht verzichtet. Die Fassadenbeleuchtung und Leucht-Reklamen sind dimmbar. Auf einen Hauch von Glamour und Glanz muss durch die ausgestellten Schuppen mit versteckt angebrachtem LED-Licht dennoch nicht verzichtet werden. Die Dynamik des Lichtes entsteht nur über die Eigenbewegung der Besucher_innen und durch den Glanz der Fassade. Dadurch werden auch Anrainer_innen nicht durch die Lichtdynamik gestört.

Bild: Jost Gantar/VELIKA

Die Eingangsfassade erzeugt mit besonders gering reflektierenden Wärmeschutzgläsern größtmögliche Transparenz. Dadurch wird die Hemmschwelle abgebaut und man betritt das Haus und folgt dem Fluss des Bodenbelages, der durch die Lichtinszenierung betont wird. Monotonie wird dadurch vermieden und die Mall erlaubt in seiner Eigenständigkeit den Wandel der angrenzenden Shops.

Im Obergeschoss weitet sich der Raum in einen großzügigen Food-Court, der diesen Fluss des Lichtes besonders deutlich beendet und mit einem goldigen Glasmosaikband mit Streiflicht ähnlich der Fassadenschuppe die unique Hülle innen erleben lässt. Die unterschiedlichen Anbieter im Food-Court nutzen gemeinsam die Fläche, die mit Lichtinseln aufgewertet wird. Selbst bei Schlechtwetter wirkt der Raum durch diese Inseln des Lichtes warm und frisch.

Der spektakuläre Außenraum als Teil des ALEJA SKY wird in der Nacht mit einem Band aus Licht sicher begrenzt. Damit einhergehend wird die Lichtintensität auf der Dachfläche bewusst abgesenkt. Mit ausschließlich warmem und damit insektenfreundlichem Licht wird auch für die Außengastronomie die entsprechend stimmungsvolle Nutzfläche aufgewertet.

Mit all diesen bewusst gesetzten Maßnahmen, dem maximalen Einsatz von Tageslicht und natürlich ausschließlicher LED-Beleuchtung mit bester Farbwiedergabe wird der Energieverbrauch deutlich gesenkt und für den Menschen ein gesundes Lichtumfeld geschaffen.

Flexibilität über alles

Die Flexibilität von ALEJA basiert auf einem Konstruktionsraster von 16,50/8,10 m. Bereits im integralen Entwurf wurde auf die speziellen Anforderungen hinsichtlich großer Spannweiten, möglichst leichter Decken und geometrisch freier Gestaltung Rücksicht genommen. Erschwerend kam die hohe Erdbebenlast am Standort Ljubljana hinzu, welche aber durch die ausgezeichnete Fachkompetenz der beteiligten Ingenieur_innen in hervorragender Art und Weise im Projekt berücksichtigt werden konnte. Zur Reduktion der Deckenstärken wurden die Geschossdecken vorgespannt – teilweise sogar aufgrund der schwierigen Geometrie mittels sonst nur im Brückenbau verwendeter Spannsysteme mit nachträglichem Verbund. Mit dem Planungspartner Elea iC wurde ein kompetentes Tragwerksplanungsbüro vor Ort gefunden, welches die Ausführungsplanung sowie Schal- und Bewehrungsplanung entsprechend der slowenischen Baugesetzgebung umsetzen konnte.

Integrale Planung mit BIM

Integrale Planung ist heute Voraussetzung für das Bauen von morgen. Aus dem Industriebau kommend begann ATP schon 1976 mit der simultanen Zusammenarbeit von inhouse-Architekt_innen und Ingenieur_innen und wird seither als Pionier der Integralen Planung bezeichnet. In jahrelanger Entwicklungs- und Optimierungsarbeit etablierte ATP interne Strukturen und Prozesse, die das interdisziplinäre Zusammenarbeiten aller am Planungsprozess Beteiligten auf Augenhöhe möglich macht. Eine Kultur, die fächerübergreifend und in gegenseitigem Verständnis über lange Zeit in den eigenen Büros geübt wurde.

Im kongenialen Zusammenspiel mit Building Information Modeling (BIM) sind die heute 900+ ATP-Mitarbeitenden dadurch in der Lage, Bauwerke anhand eines detailgetreuen digitalen Zwillings (1:1-Abbild des künftigen Gebäudes) mit allen relevanten Informationen in einer Datenbank abzubilden. Dieser Gebäudezwilling kann von allen Planungsbeteiligten kontinuierlich mit Informationen angereichert werden und so eine bessere, effizientere und kostengünstigere Planung, Ausführung und spätere Bewirtschaftung eines Gebäudes unterstützen.

„Ohne BIM würden sich Projektzeiten bei komplexen Projekten mindestens verdreifachen“, so Pfister. „Gerade wenn es darum geht spektakuläre Formen abzubilden, ist BIM ein unverzichtbares Planungstool. Durch kompetente BIM-Koordination können übliche Informationsverluste und Missverständnisse an Schnittstellen vermieden werden“, ist er überzeugt. Gibt es vor Ort Unsicherheiten bezüglich der Anordnung von Kanälen oder Leitungen, kann kurzerhand das Modell geöffnet werden. So können zu jeder Zeit rasch und unkompliziert präzise Aussagen getroffen werden.

Auch den Bauherrn dient das Planungstool als fundierte Entscheidungsgrundlage – bereits in den frühen Projektphasen können diese mit VR-Brille durch ihr zukünftiges Gebäude „flanieren“ und anhand realitätsnaher Vorschauen bewerten.

Bei ATP wird BIM seit 2012 standardmäßig bei jedem Projekt eingesetzt. Den eigenen, über mehrere Jahre entwickelten BIM-Standard stellt ATP über die Wissensplattform BIMpedia allen Anwendern am Markt zur Verfügung.


Projektdaten ALEJA Shopping Center

Auftraggeber: SES Spar European Shopping Centers GmbH
Ort: Ljubljana, SLO
Integrale Planung: ATP architekten ingenieure (Innsbruck)D&R Innsbruck, Mint Architecture, ATP sustain
Gesamtprojektleitung: Andrei Florian (bis 2018), Philipp Pfister

Baubeginn: 09/2017
Eröffnung: 05/2020
Bruttogeschossfläche: 108.098 m²
Bruttorauminhalt: 552.481 m³

Externe Planungspartner

Lokaler Partner: Elea iC (Nostrifizierung nach slow. Recht; Nadzor nach slow. Recht; TWP-Subleistung)
Licht: Bartenbach GmbH
Landschaftsgestaltung: Berchtold land.plan
Fassadenplaner: FCG Fassaden Consulting-Group AG; Ruggell
Brunnenplanung: Meiwa GmbH
Gebäudesimulation: IC consulenten Wien


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