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„Wege der Erinnerung“ – Heidelberg Cement liefert Weißbeton für Echterdinger Gedenkstätte

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„Wege der Erinnerung“ – Heidelberg Cement liefert Weißbeton für Echterdinger Gedenkstätte

Neun Mauersegmente aus weißem Sichtbeton weisen in Richtung des Gräberfelds. Ein Schotterweg, der die Mauerstücke kreuzt, gibt den Blick frei auf den „Hangar 13“. Das Mahnmal der Landshuter Künstlerin Dagmar Pachtner vor dem US Airfield des Stuttgarter Flughafens soll an die 600 Inhaftierten des KZ-Außenlagers Echterdingen erinnern, das kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in dem Flugzeughangar untergebracht war. Die Wandstücke fertigte die Beton Kemmler GmbH aus selbstverdichtendem Beton in spezieller Rezeptur.

Am 19. September 2005 entdeckte man bei Bauarbeiten auf dem amerikanischen Teil des Stuttgarter Flughafens ein Massengrab mit 34 Toten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich dabei um Häftlinge des KZ-Außenlagers Echterdingen, das sich zwischen Ende November 1944 und Ende Januar 1945 in einem Hangar im südwestlichen Teil des Flughafengeländes befand. Die dort inhaftierten Juden mussten die Start- und Landebahnen instand setzen, die ein amerikanischer Luftangriff stark beschädigt hatte.

Bald nach der Entdeckung des Grabs gründeten die Städte Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen im März 2006 eine Geschichtswerkstatt, die Ideen für ein angemessenes Gedenken an die Opfer des KZ-Außenlagers entwickeln sollte. Im Dezember 2008 lobte man schließlich einen Wettbewerb für ein Mahnmal vor dem US Airfield des Stuttgarter Flughafens aus, den die Landshuter Künstlerin Dagmar Pachtner für sich entscheiden konnte. Zugleich wurde eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer des ehemaligen KZ-Außenlagers Echterdingen ins Leben gerufen.

Dagmar Pachtners Entwurf bezieht sich auf die beiden „authentischen Orte“; damit ist zum einen das ehemalige Lagergebäude selbst gemeint, ein Flugzeughangar, der noch heute steht und in einigen Quellen mit „Hangar 13“ bezeichnet wird. Zum anderen handelt es sich um einen Friedhof, der zwischenzeitlich auf dem Gelände angelegt wurde. Zwei Schotterwege – der eine trennt zwei unterschiedlich lange Mauerabschnitte aus weißem Sichtbeton voneinander, der andere führt entlang dieser Mauerstücke – zeigen in Richtung Hangar und Gräberfeld und bilden somit optische Achsen zu den beiden authentischen Orten. Diese wenigen, aber dafür umso klarer eingesetzten gestalterischen Mittel gliedern das große, nach allen Seiten offene Gelände, das zudem von einer sehr heterogenen Umgebung geprägt ist. Es entsteht eine Art Eingangssituation für die authentischen Orte.

Die beiden Mauerabschnitte bestehen aus zwei bzw. sieben Segmenten, die als T-förmige Betonfertigteile mit einer Länge von jeweils vier Metern, einer Stärke von 45 Zentimetern und einem Einzelgewicht von 17 Tonnen von Beton Kemmler aus Tübingen-Hirschau erstellt wurden. Die beiden Anfangssegmente bilden den Zugang zum Mahnmal, hier erhält man erste Informationen über das KZ-Außenlager. In die restlichen sieben Wandstücke ließ die Künstlerin unsichtbare Lautsprecher einbauen, die rund um die Uhr die Namen der insgesamt 600 dort Inhaftierten erklingen lassen. Sie wählte für das Mahnmal wohlweislich das Material Beton, da es sich durch seine Masse, Größe und Klarheit deutlich von der Umgebung abhebt und damit ein starkes Zeichen setzt. Allerdings sollten die Mauersegmente nicht die graue Farbe normaler Betonwände aufweisen, so dass Dagmar Pachtner bei der Herstellung des Betons einen speziellen Weißzement aus Harmignies in Belgien verwenden ließ. Weil diese Mischung jedoch noch heller gewünscht war, fügte Beton Kemmler zusätzlich Kalksteinmehl von der Alb sowie circa 18 Kilogramm Titandioxid je Kubikmeter Beton – sogenannte Weißpigmente – hinzu. Den Weißzement stiftete HeidelbergCement.

Um keine sichtbaren Farbveränderungen oder Schüttansätze in der Oberflächenstruktur zu erhalten, waren besondere Aufwendungen bei der Herstellung der Betonsegmente erforderlich. So fertigte Beton Kemmler die Teilstücke beispielsweise über Kopf und setzte selbstverdichtenden Beton ein, um die gewünschte Sichtbetonklasse 4 erreichen zu können. Zudem behandelte man die fertigen Segmente mit einem Oberflächenschutzsystem, das unter anderem dauerhaft vor Graffitiangriff schützen soll. Die Aussparungen für die Lautsprecher wurden aufwendig in Holz hergestellt und nachträglich aus dem erhärteten Beton herausgebohrt. Die Elektrozuleitung erfolgt über ein in die Schalung eingelegtes Leerrohr.

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