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ZIV – Zivilschutzzentrum Innichen (Italien)

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ZIV – Zivilschutzzentrum Innichen (Italien)

Lage
Am Ortsrand der Gemeinde Innichen im Südtiroler Hochpustertal wurde Ende 2007 das neue Zivilschutzzentrum fertiggestellt, ein Gebäude, das die Einsatzkräfte von freiwilliger Feuerwehr, Weißem Kreuz und Bergrettungsdienst in einer gemeinsamen Struktur beherbergt. Ausserdem wurde der benachbarte Auffangparkplatz außerhalb des Zentrums umstrukturiert und erweitert. Der bestehende Parkplatz ist an der Nordseite von einer steilen Böschung zur etwa vier Meter höher liegenden Gemeindestraße begrenzt, welche in die Hauptstraße mündet und den Großteil der Rettungseinsätze aufnehmen wird. Der Neubau reagiert auf die Lage an der östlichen Dorfeinfahrt und die kleinteilige Bebauung in der unmittelbaren Umgebung und bildet den Vorposten der dörflichen Bebauungsstruktur, die an den Rändern in der üblichen Zersiedelung ausläuft. Der Übungsturm der Feuerwehr wird zum Landmark – als gerahmter Panoramablick mit Willkommensgruß – eine überdimensionale 3D-Postkarte.  

Integration in die Umgebung und Positionierung in der dörflichen Struktur
Das Gebäude nutzt die künstliche (Verkehrsinfrastruktur) und natürliche Topografie. Parallel zur Hangneigung und zu den tangierenden Straßen, fügt sich die Kubatur wie selbstverständlich in den unmittelbaren Kontext. Die für das Zivilschutzzentrum erforderliche Baumasse beträgt etwa das zehnfache der benachbarten bestehenden Gebäude. Dieser Kontrast ist entschärft, indem das Gebäude am Nordrand in den Hang geschoben wird, die untere Ebene befindet sich auf bestehendem Parkplatzniveau, die obere ebenflächig mit der Gemeindestraße. Von Süden erscheint das Gebäude zweigeschossig – entsprechend dem umliegenden Geländeverlauf und der steilen Böschung im Hintergrund, wie eine hochgezogene Höhenschichtenlinie. Von Norden ist der Bau eingeschossig und in zwei Baukörper geteilt – als Reaktion auf die kleinteiligeren Bebauung im Hintergrund. Von den Hauptblickrichtungen entlang der Straße erscheint der Baukörper kaum größer als der umliegende Bestand – eingeschossig mit einer Querseite von 20m Länge. Gegen Osten verschwindet einer der Baukörper entlang der Straßenneigung.  

Organisation und Raumkonzept
Die für diese Gebäude typische Organisation ist aufgrund von Topografie und Höhenlage der Straße auf den Kopf gestellt: Die Fahrzeughallen liegen auf Straßenniveau in der oberen Ebene, ein Großteil der Personalräume, Aufenthalts- und Schulungsräume ebenerdig zum bestehenden Parkplatz. Die Ausdehnung des Gebäudes entlang von Straße und Höhenschichtenlinien ermöglicht die optimale Organisation der Rettungseinsätze und schnellstmögliche direkte Ausfahrt aller Einsatzfahrzeuge. Die Situation in Hanglage und die große Tiefe des Gebäudes erschweren Belichtung und Belüftung der Personalräume auf der unteren Ebene. Die Probleme werden zum Potential für interessante und spektakuläre räumliche Situationen. Die Stiegen werden durch große Oberlichten bzw. Ausblicke und Verglasungen ins Freie belichtet, der Haupterschließungsgang läuft durch das Gebäude an beiden Enden ins Freie und erhält über das Stiegenoberlicht und einen Luftraum Tageslicht, punktuell eine spektakuläre Raumhöhe und interessante Ausblicke. Hangseitig gelegene und somit unterirdische Räume der unteren Ebene werden durch Innenhöfe natürlich belichtet und um private, intime Freiräume erweitert. Die Ausstattung des Gebäudes mit Flächenheizungssystemen und einer kontrollierten Belüftung der Aufenthaltsräume mit Wärmerückgewinnung sorgen für hervorragendes Raumklima. Das Gebäude erreicht Niedrigenergiestandard.  

Fassade

Die Süd- und Ostfassade auf dem unteren Niveau bieten über eine große Länge Südorientierung, der Vorsprung der oberen Ebene sorgt für Beschattung in den Mittagsstunden. Im gebirgigen Hochpustertal wird die Dachfläche zur fünften Fassade. Der Baukörper wurde mit oxydiertem Kupferblech verkleidet – ein Material, das sowohl für die Fassaden, als auch für die Dachfläche geeignet ist. Der erdige, braun-rötliche Ton und die Verlegung verleihen dem Baukörper eine lebendige- haptische Qualität.  

Aussenanlagen und PARKplatz
Der mit dem Zivilschutzzentrum neu gestaltete PARKplatz ist ein Park, der sehr gut zum Parken geeignet ist. Einerseits sind die Verkehrsflächen befestigt (Asphalt, Rasensteinpflaster im Sandbett), andererseits sollen Freiflächen dieser Größe nicht versiegelt werden. Die befestigten Flächen sind deshalb mit versickerungsfähigen Oberflächen durchsetzt. Schotterstreifen zwischen den Parkplatzreihen sind als Sickerkoffer ausgebildet, Streifen aus Rotbuchenhecken sorgen zusätzlich für Schatten und eine natürliche Atmosphäre. Eine neue Fußgängerbrücke verbindet den Parkplatz auf kürzestem Wege mit dem Ortszentrum. Die Brücke ist einerseits als Wegeverbindung und andererseits, durch die große Breite und die kreisförmige Ausstanzung, als Terrasse über dem Wasser der Drau konzipiert. Eine öffentliche Sanitäranlage mit gedeckten Aufenthaltsbereichen und angrenzendem Kinderspielplatz komplettiert das Angebot des dezentralen Parkplatzes.

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