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Schwarz-Weiß und sehr flexibel

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Schwarz-Weiß und sehr flexibel

Es ist einer der prominentesten Plätze in Deutschland, an dem die Hochschule für Fernsehen und Film jetzt in ihre neuen Räume eingezogen ist. Der große Architekt Leo von Klenze hatte mit dem Bau der Pinakothek (heute: Alte Pinakothek) im Jahr 1836 städtebauliche und architektonische Zeichen gesetzt. Die großzügige Platz- und Raumgestaltung in der Maxvorstadt prägt das über die Jahrzehnte gewachsene Kunstareal, das nach der Neuen Pinakothek, der Pinakothek der Moderne und dem Brandhorst-Museum nun im Süden mit dem Bau der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) und dem Museum Ägyptischer Kunst seinen vorläufigen Höhepunkt und räumlichen Abschluss gefunden hat.

Das Gebäude wurde 2007 begonnen, 2011 fertig gestellt. Die Hochschule ist bereits eingezogen, das Museum wird nach intensiven Vorbereitungen im kommenden Jahr eröffnet. Der Architekt Peter Böhm stammt aus der berühmten Architektenfamilie in Köln, wo Großvater Dominikus Böhm sein Büro 1921 gründete, das später von Vater Gottfried Böhm weiter geführt wurde. Böhm gelingt es, einen Baukörper mit zwei völlig unterschiedlichen Nutzungen an prominenter Stelle optimal einzufügen. „Ich wollte einen sehr einfachen und harmonischen Stadtraum schaffen, indem ich dem Klenzebau ein in den Dimensionen sehr ähnlichen modernen Baukörper entgegengesetzt habe. Im Spannungsfeld dieser beiden Bauten sollte die große Wiese ihre besondere Qualität als Stadtraum bekommen,“ sagt Peter Böhm über sein Entwurfskonzept.

Der langgestreckte Baukörper gliedert sich in eine Art massive, monumentale zweigeschossige Sockelwand mit drei darüber liegenden, etwas zurück gesetzten verglasten Geschossen, in denen die Büronutzungen untergebracht sind. Der Eingang zum größtenteils unterirdisch liegenden Museum Ägyptischer Kunst liegt im nordwestlichen Teil des Gebäudes und mutet an wie der Zugang zu einem ägyptischen Grabmal oder Tempel. Ganz anders der im Nordosten gelegene Eingang zur Hochschule für Fernsehen und Film, der mit einer hohen Glaswand in die offene Gebäudestruktur einlädt. Charakteristisch in allen Bereichen des Sockelgeschosses ist der aufgeraute Spezialbeton, der mit seiner gelblichen Färbung und seiner durch die etappenweise Gießtechnik hervorgerufenen Verlaufsform eine natürliche und besonders zeitlose Anmutung der Räume hervorruft. Eine monumentale „Himmelstreppe“ zieht sich in einer Richtung durch alle fünf Obergeschosse. Um das für die Öffentlichkeit zugängliche mehrgeschossige Foyer gruppieren sich die Kinos, die Bibliothek und eine Cafeteria – ein in seiner Vielseitigkeit überraschender Raum, wie er hinter der fast rigiden Fassade kaum erwartbar scheint. Die Studios und Werkstatträume – von den Publikumszonen abgewandt – befinden sich ebenfalls hinter den Mauern der Sockelgeschosse.

Die Inneneinrichtung und die Möblierung der HFF sollte vor allem den Werkstattcharakter der Hochschule unterstreichen. Die Architektin Birgit Greulich vom Das Münchner Büro g2 Groeger und Greulich – Architekten / Innenarchitekten – war zusammen mit der Haushaltsabteilung der HFF verantwortlich für die Bedarfsermittlung, Bestandsaufnahme, Gestaltungskonzept und Ausschreibung der Hochschulräume. Es ging um Foyer, Caféteria mit Aussenterrasse, Bibliothek, Seminarräume, Büroräume der Verwaltung Lehrmittel- und Verwaltungsarchive, Bibliotheksarchive sowie Lager- und Werkstatträume. Die Möbel wurden über die Vergabestelle der HFF europaweit ausgeschrieben, den Zuschlag für die Arbeitstische und Container in den Büros- und Arbeitsräumen für Studenten erhielt nach einem durchgeführten Bemusterungstermin, zu dem drei weitere Büromöbelhersteller eingeladen wurden, der Karbener Büromöbelhersteller König + Neurath.

Der Möblierung ging eine umfassende Bedarfsermittlung voraus, bei der die Mitarbeiter der Hochschule eingebunden wurden. Das Ergebnis war eindeutig: die Möbel sollten ausschließlich in der Farbstellung schwarz-weiß gehalten sein, ein weiterer Anspruch war die individuelle und leicht veränderbare Einrichtung der unterschiedlichen Nutzungsbereiche. Bei sich verändernden Nutzungen sollten Möbel in der Lage sein, auch den neuen Ansprüchen zu genügen. Deshalb fiel die Entscheidung für das Programm BASIC.4 von König + Neurath, das einerseits mit einer sehr reduzierten Ästhetik besticht, andererseits aber zahlreiche Zusatzfunktionen wie Höhenverstellbarkeit und diverse Verkabelungsmöglichkeiten bietet. Zum Einsatz kommt hier die höhenverstellbare Variante mit quadratischem Fuß und schwarzem Gestell. Als Tischplatte wurde eine weiße Vollkernplatte mit schwarzen Kanten gewählt, die sehr schlank ist, aber durch hohe Robustheit überzeugt. Ergänzt werden die Tische nach Bedarf durch Rollcontainer von K+N, die teilweise mit Sitzplatz ausgestattet sind. Diese Einrichtung wurde für ca. hundert Büroarbeitsplätze ausgewählt und für 30 Arbeitsplätze für Studenten. Darüber hinaus gibt es 200 BASIC.4 Tische als flexibel einsetzbare Arbeitsstationen für Studenten. Dieser Einrichtung liegt die Forderung zugrunde, dass sie flexible bleiben soll und wechselnden Arbeitsanforderungen gerecht werden soll.

Die hohen ästhetischen und funktionalen Anforderungen der Filmschaffenden konnten hier auf‘s Beste realisiert werden. Die Hochschule für Fernsehen und Film hat nicht zuletzt auch durch die konsequente Möblierung ein Profil bekommen, das die Weltläufigkeit dieses Genres optimal repräsentiert. Offiziell heißt die Adresse noch Gabelsberger Straße 33, wurde aber bereits umgetauft in Bernd-Eichinger-Platz. Schade, dass der 2011 gestorbene große Filmschaffende die neue Hochschule nicht mehr kennenlernen konnte.

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