Insbesondere bei repräsentativen Bauten kam Naturstein in der Vergangenheit vermehrt zum Einsatz. Der Erhalt dieser Gebäude rückt heute verstärkt in den Fokus und damit auch die Fragestellung nach Erhalt oder Erneuerung der Fassade.
Auch bei der Sanierung der Natursteinfassade des unter Denkmalschutz stehenden Büro- und Verwaltungsgebäudes der Industrie- und Handelskammer (IHK) mit Sitz in Osnabrück galt es, zwischen Erhalt und Erneuerung abzuwägen und die Sanierungsmaßnahmen zur energetischen Ertüchtigung des Gebäudes mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Einklang zu bringen.
Das viergeschossige Gebäude wurde 1954 am Rande der Altstadt zwischen dem Osnabrücker Schloss und der historischen Katharinenkirche nach dem Entwurf des Architekten Werner Zobel aus Bad Bentheim erbaut. Die für das Gebäude charakteristische Natursteinfassade war bis zum Jahr 2012 erhalten geblieben, allerdings hatten Umwelteinflüsse sie im Laufe der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen, so dass einzelne Bereiche abzustürzen drohten. Ein Großteil der Fassadenplatten war außerdem stark beschädigt und nicht mehr erhaltenswert. Der Umstand, dass diese seinerzeit lediglich angemörtelt wurden – eine Konstruktionsweise, die heute nicht mehr dem bautechnischen Standard entspricht – bekräftigte die Entscheidung, die Natursteinfassade vollständig zurückzubauen und in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege in Anlehnung an den Originalzustand von 1954 wiederherzustellen.
Um auch dem Wunsch des Bauherrn nach niedrigeren Energiekosten nachzukommen, war es allerdings notwendig, das Gebäude in seiner Dimension zu verändern, um hinter der neuen vorgehängten, hinterlüfteten Fassade Dämmung unterzubringen. Die Forderung des Landesamts für Denkmalpflege und das Ziel der Sanierung lautete jedoch, das Gebäude in seiner Erscheinung nicht zu sehr zu verändern. Durch eine bauphysikalische Untersuchung wurde eine optimale Dämmstoffdicke von 10 cm ermittelt. Mit ihr konnten Veränderungen im Bereich der Energiekosten erzielt werden und gleichzeitig musste das Gebäude nicht zu stark nach außen „wachsen“, so dass u. a. der ursprüngliche Dachüberstand erhalten blieb.
Eine Schwierigkeit stellten die charakteristischen Gebäudeeinschnitte dar. Um diese nicht weiter zu verengen, musste hier mit geringen Dämmstoffstärken gearbeitet werden. Ein weiterer Aspekt der energetischen Sanierung war der Austausch nachträglich eingebauter Fenster, die ebenfalls nicht mehr dem ursprünglichen Erscheinungsbild entsprachen. Neue Fenster mit sehr dünnen, anthrazitfarbenen Profilen wurden in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege ausgewählt und eingebaut. Hierfür mussten im Innenraum die Laibungen und die in den Fensterbereich laufenden Abhangdecken angepasst werden. Der Austausch bodentiefer Fenster des Verwaltungsgebäudes erforderte außerdem eine Angleichung des Bodens. Die Rippenkonstruktion zwischen den Fenstern wurde in Anlehnung an das ursprüngliche Erscheinungsbild mit einer gedämmten Blechkantung verblendet. Der Luftraum zwischen Wärmedämmung und neuer Natursteinfassade, die über ein dorngelagertes System an das Bestandsmauerwerk angebracht wurde, konnte genutzt werden, um einen neuen elektrischen Sonnenschutz zu montieren. In nicht heruntergefahrenem Zustand verschwindet dieser in der Fassade und stellt keine Beeinträchtigung des Erscheinungsbildes dar. Brandschutztechnische Untersuchungen im Innenraum ergaben, dass auch der Brandschutz anzupassen war. So wurde u. a. die Treppenhaus-Verglasung durch ein an den Bestand angelehntes F90-Fenster ausgetauscht und wurden die Brandmelde anlagen ergänzt.
Bundesland: Niedersachsen
Land: Deutschland
Baujahr: Baujahr 1954 Fertigstellung Sanierung 08 / 2014
Bausumme: Gesamtbausumme 1,55 Mio. € ( brutto)