Wenngleich aus der Froschperspektive ein hübsch gedrechselter, durchdesignter Solitär mit augenschmeichelnden Innenräumen, kommt Hadids Blechgalaxie im Gefüge der Altstadt dann schon ein bisschen autistisch daher. Denn so brav sich der Blob entlang der zweiten Ringstraße – die historische Verlaufslinie der längst verschwundenen Stadtmauer und jetzt eine Stadtautobahn – wie eine Perle in die Kette der neuen Hochhäuser einreiht, benimmt er sich rückwärtig wie ein weißer Elefant im Porzellanladen des Hutong, dem traditionell eingeschossigen Hofhausviertel der Hauptstadt. Einem himmelhohen Taifun gleich wirbelt der weiß gepulverte Blechsturm bedrohlich daher.
Möglicherweise handelt es sich um einen Botschafter der absichtlichen Zerstörung alter Stadtstrukturen, wie sie seit Jahrzehnten in der Altstadt grassiert. Und nicht alle Chinesen werden bei diesem »Reform und Entwicklung« genannten Wandel mitgenommen, was sich spätestens an der Diskrepanz zwischen Hadids zu viel wollenden manisch-dekorativen Details und deren recht dürftiger Ausführung durch ungelernte Bauarbeiter zeigt. Traditionell birgt das Fremde in China großes Konfliktpotenzial.
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