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Den Bunker fest im Blick: Lofthouse in Berlin

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Den Bunker fest im Blick: Lofthouse in Berlin

Den Bunker fest im Blick: Lofthouse in Berlin
HeidelbergCement/Fuchs
Wie lässt sich Neues am besten mit Altem kombinieren? Einen klaren Kontrapunkt setzen oder lieber Anleihen vom Bestand nehmen? In der Fichtestraße in Berlin gelang Architekt Paul Ingenbleek beides zugleich: Sein modernes „Lofthouse“ aus Beton, Stahl und Glas greift zwar die Rundung des benachbarten denkmalgeschützten „Fichtebunkers“ auf. Dennoch kann sich das Wohngebäude dank seiner zeitgemäßen Materialwahl und Formensprache als eigenständiger Bau neben dem alten Gasometer behaupten ohne als Fremdkörper zu wirken.

Auf einem knapp 8.000 Quadratmeter großen Grundstück nahe der Berliner Hasenheide sind zwei sehr unterschiedliche Gebäude zu Nachbarn geworden. Zunächst hatte der ortsansässige Architekt Paul Ingenbleek den „Fichtebunker“ – einen rund 130 Jahre alten, ehemaligen Gasspeicher und Luftschutzbunker – saniert und um zwölf luxuriöse Dachwohnungen aufgestockt. Unmittelbar daneben errichtete er daraufhin ein modernes sechsgeschossiges Gebäude mit Tiefgarage und weiteren zwölf Wohneinheiten, das sogenannte „Lofthouse“. Während es auf der Südseite an einen bestehenden Altbau andockt und dessen Geschosshöhen aufnimmt, bietet seine Nordfassade dem alten Bunker die Stirn. Anstatt sich hermetisch davon abzuschotten, zeichnet sie hingegen sanft die Rundung des Denkmals nach und bietet – über zwanzig schräg aus der Fassade springende, rechteckige „Gucklöcher“ – reizvolle Ausblicke auf das altehrwürdige Nachbargebäude.

Die Schaukästen durchstechen als wuchtige, kubische Stahlbetonrahmen die Außenwand, die Fenster sind darin integriert. Ihr grauer Sichtbeton kontrastiert einerseits mit der weißen Putzfassade des Lofthouse, andererseits stellt er einen Bezug zur Massivität des benachbarten Bunkers her. In den Wohnungen bildet sich auf diese Weise dessen unregelmäßige, rot-orange Ziegelfassade ab, was einen lebhaften Gegensatz zu den überwiegend glatten, rohen und in gedeckten Farben gehaltenen Oberflächen der Lofts bewirkt.

Architektonisches Konzept des Lofthouse war es, die allgemein sehr geschätzten Werte des Berliner Altbaus in ein modernes Gebäude zu übersetzen, ohne dabei auf historische Bauweisen zurückgreifen zu müssen. Paul Ingenbleek schuf daher sehr große Einheiten mit Wohnflächen zwischen 150 und 202 Quadratmetern, lichten Raumhöhen von 3,40 Metern, hohen Türen, Erkern und großzügigen Balkonen. Straßenseitig laufen die Balkone über die komplette Fassade durch, sie werden lediglich von einigen Erkern durchdrungen, die als raumhohe Glaskuben ausgebildet sind. Hofseitig erstrecken sich die Balkone ebenfalls über die gesamte Gebäudelänge. Da die Fassadenstruktur dort so angelegt ist, dass sie den negativen Abdruck der Straßenseite bildet, ließen sich zum Hof hin Balkontiefen bis zu 3,50 Metern realisieren.

Die beim Bau des Lofthouse eingesetzte Betonskelettbauweise mit nur vier Stützen auf 200 Quadratmetern ermöglichte eine freie Grundrisseinteilung. Daher ist auch jedes einzelne der Lofts – je nach Nutzerwunsch – individuell gestaltet. Zum Teil finden sich in den Wohnungen frei in den Grundriss eingestellte „Versorgungsboxen“, die sanitäre Anlagen, offene Kamine oder Ähnliches aufnehmen. Sämtliche Decken und das begrünte Dach sind als Flachdecken in Sichtbeton ausgeführt, die Bodenplatte besteht wie die gesamte Tiefgarage aus wasserundurchlässigem Beton. Ein innen liegender Aufzugs- und Treppenhauskern – ebenfalls in Sichtbeton konstruiert – dient als aussteifendes Element. Die Wände sind zum Teil gemauert, zum Teil als Filigranwände ausgebildet. Die in der Regel raumhohen Verglasungen besitzen Aluminiumrahmen, ein entsprechender Sonnenschutz ist vorgesehen. Die Fußböden verfügen über Heizestriche mit Oberbelägen aus Vollholzparkett oder rohem Beton. Die Treppen und Erschließungswege ließ man ebenfalls aus Beton, zum Teil mit Eichenholzeinlagen, errichten.

Da die Bauzeit für das Lofthouse mehr als ein Jahr betrug und sich auch über den Winter erstreckte, musste die Rohbaufirma Hirsch & Lorenz Ingenieurbau GmbH beim Betonieren mit den unterschiedlichen Witterungen zurechtkommen. Um dennoch gute Ergebnisse zu erzielen, setzte sie daher zwei unterschiedliche Zementarten ein. Der Hochofenzement CEM III/A 32,5 N wurde dabei in erster Linie für normalen Stahlbeton und überall dort verwendet, wo längere Ausschalfristen kein Problem darstellten. Wegen seiner langsamen Festigkeits- und niedrigen Wärmeentwicklung eignete sich der Hochofenzement besonders gut für das Betonieren von massigen Betonteilen bei warmer Witterung, wie beispielsweise Fundamente, dicke Betonbauteile oder massive Stützen. Der Portlandhüttenzement CEM II/B-S 42,5 N wurde hingegen hauptsächlich in bewehrtem Beton höherer Güteklassen eingesetzt, wo hohe Festigkeiten vonnöten waren. Seine recht schnelle Festigkeitsentwicklung erlaubte kurze Ausschalfristen. Wegen seines hohen Klinkergehalts und seiner hohen Mahlfeinheit entwickelt er relativ viel Wärme, weshalb er vor allem im Winter das Material der Wahl war.

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