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Sanierung Mineralbad Berg in Stuttgart | 4a Architekten

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Same but different – Mineralbad Berg

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Die Sanierung des Stuttgarter Traditionsbades Mineralbad Berg ist abgeschlossen. Im Fokus der Sanierung des ältesten Stuttgarter Bades stand, den ursprünglichen Charakter der Badelandschaft mit Saunabereich aus den 1950er Jahren zu erhalten und das Gebäude technisch auf den aktuellen Stand zu bringen.

Das Stuttgarter Kultbad Mineralbad Berg hat für Badegäste geöffnet. 163 Jahre Geschichte verleihen dem ältesten Stuttgarter Mineralbad Alleinstellungmerkmal – und auch der Kult der Stuttgarter um das Bad ist groß. Im Fokus der Sanierung stand, den besonderen Charakter des Mineralbades zu wahren und die Neugestaltung in Anlehnung an die 50er bzw. 70er Jahre zeitgemäß zu interpretieren. So lag die große Herausforderung für 4a Architekten darin, die richtige Balance zwischen Erhalt, Erneuerung und Ergänzung zu finden. Die gestalterische und technische Sanierung umfasste das gesamte Bestandsgebäude mit Hallen- und Freibadbereich, Gastronomie und Saunabereich im Obergeschoss.

Allein die exklusive Lage mitten im Stadtraum, umgeben von einer großzügigen Parklandschaft mit altem Baumbestand, verleiht dem Stuttgarter Kultbad bereits eine besondere Aufenthaltsqualität und Attraktivität. Der L-förmige Baukörper mit Nord- und Ostflügel, in den das quadratische Außenbecken mit Seecharakter eingebettet liegt, blieb in seiner ursprünglichen Form bestehen und wurde bis auf den Rohbau zurückgeführt. Die Neukonzeption und Organisation der gesamten Anlage greift die bestehenden Abläufe auf. So ist das Foyer am Knotenpunkt der Gebäudeachsen nach wie vor die zentrale Schnittstelle im Bad. Jedoch gelangen die Besucher künftig über eine Rampe ins tiefer gelegte Foyer, da der Haupteingang für die Barrierefreiheit weiter in Richtung Gebäudemitte verlegt wurde. Durch die Neuanordnung der Kassenanlage und dem Wechsel der Gastronomie vom Obergeschoss ins Erdgeschoss konnte die Eingangshalle offen und transparent gestaltet werden. Der Blick zum Außenbecken und in den Garten liegt künftig frei, sodass eine weitläufige und luftige Atmosphäre im Innenraum entsteht. Markante Akzente setzen Kunstelemente aus dem Bestand wie die restaurierte Ackermann-Glaskunst an der Decke und die vergoldete Badewanne auf der Galerie. Die Badeebene mit Badehalle, Bewegungsbad und Außenbecken liegt nach wie vor im Erdgeschoss. Im Obergeschoss befinden sich die Saunabereiche mit Liegeflächen, die wie im Bestand für Damen und Herren voneinander getrennt sind, sowie ein Gymnastikraum mit schönem Ausblick in die Parkanlage zwischen Badehalle und Bewegungsbad. Während sich der Umkleide- und Duschbereich für die Herren für das gesamte Bade- und Saunaangebot im Untergeschoss befindet, sind diese Bereiche für die Damen im Obergeschoss untergebracht.

Das alte Bewegungsbad im Osten der Anlage wurde abgerissen und durch einen Anbau an die Badehalle, der die charakteristische Gebäudestruktur aufgreift, ersetzt. Durch die Verlängerung des Ostflügels fügt sich der Neubau nahtlos in den Bestand ein und das Bewegungsbad kann künftig unabhängig vom öffentlichen Badebetrieb genutzt werden. Für die separate Nutzung des Bewegungsbades befinden sich im Obergeschoss Umkleiden, Duschen und WCs. Im Untergeschoss entstanden neue Räume für die technischen Anlagen.

Die Badehalle konnte sowohl im Erdgeschoss als auch im Obergeschoss in Form einer Galerie mit Liegeflächen erweitert werden. Gestaltgebendes Element in der Badehalle ist eine neue Holzlamellendecke, die sich in sanftem Schwung von der Wandfläche über die Decke bis hin zur Glasfassade schwingt. Sie verleiht dem gesamten Innenraum eine warme Atmosphäre und sorgt für eine gute Akustik. Auch die Die neue Fliesenwand in der Badehalle, die in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Künstler Prof. Matthias Kohlmann entwickelt wurde, greift die wesentlichen Merkmale aus dem Bestand auf, interpretiert diese jedoch neu. So ist die Handschrift der 50er Jahre nach wie vor ablesbar, zugleich wirkt die Gestaltung zeitgemäß und fügt sich stimmig ins Gesamtkonzept ein. Das angrenzende Bewegungsbad greift die Materialität aus der Badehalle mit der Holzlamellendecke, dem Wechsel von Fliesen und Sichtbetonflächen und der großflächigen Verglasung zum Park hin auf. Hier setzt die restaurierte Glaskunst von Hundhausen einen markanten Farbakzent in der abschließenden Sichtbetonwand.

Die Sanierungsmaßnahmen im Mineralbad Berg umfassten sämtliche Oberflächen, Einbauten und technischen Anlagen. In Anlehnung an das ursprüngliche Erscheinungsbild gliedert das bestehende Stützenraster die großflächigen Glasfassaden, die in geschlossene, halboffene und offene Bereiche unterteilt wurden. Relevant für das äußere Erscheinungsbild war zudem der Erhalt der Sonnenbalkone mit Markisen und horizontalen Brüstungen. Die charakteristischen Sommerumkleiden und die Holzliegen im Außenraum wurden nach Schließung des Mineralbades eingelagert, aufbereitet und in das neue Konzept eingebunden. Ebenso die Kaltwasserduschen und die Hängeleuchten in der Kaltbadehalle.

Auch wenn der gesamte Außenbereich – die Gartenanlage mit altem Baumbestand, Liegewiesen, Rosensträuchern, Skulpturen, Bänken, Holzliegen und dem seeartigen Außenbecken – nahezu wie vor der Sanierung wirkt, wurde gerade hier umfassend saniert. Das Außenbecken blieb in Form und Größe erhalten, musste aber einschließlich des Brunnens der Mittelquelle und den Beckenumgangsflächen komplett neu errichtet werden. Allerdings ist das neue Becken gefliest und mit einem Ausschwimmkanal versehen. Die neue Beckenbeleuchtung ermöglicht eine längere Nutzung des Beckens im Winterbetrieb.

Sowohl im Innen- als auch im Außenraum kamen vorwiegend ruhige und dezente Materialien zum Einsatz wie beispielsweise Holz, Feinsteinzeug, Mosaikfliesen, Sichtbeton und Stahl. Die vorwiegend gedeckte Farbigkeit schafft eine angenehm ruhige und entspannende Atmosphäre im Bad. Mit dem neuen Gestaltungskonzept, räumlichen Optimierungen und geringfügigen Änderungen der Abläufe konnte ganz neue Qualitäten im Bad geschaffen werden – und zugleich ist es gelungen, das charakteristische Erscheinungsbild des für die Stuttgarter Bevölkerung legendären Mineralbad Berg zu wahren.


In diesem Interview erläutert Matthias Burkart von 4a Architekten, wie die Stuttgarter Bäderspezialisten bei der Sanierung des ältesten Stuttgarter Mineralbades Mineralbad Berg vorgegangen sind, wie es gelungen ist, die richtige Balance zwischen Erhalt und Erneuerung zu finden, warum das Bad Berg Kultcharakter hat und was ihn persönlich mit dem Bad verbindet.  


Objektdaten

Standort: Am Schwanenplatz 9, 70190 Stuttgart

Bauherr: Bäderbetriebe Stuttgart
Architekt: 4a Architekten
Planung: Martin Schweizer (Projektleitung), Thorsten Buck, Martina Henke, Andreas Rothmann
Ausschreibung/Vergabe: Izabella Hüttig, Patricia Löw
Bauleitung: Daniel Hauptmann, Marc Holtschmidt, Silvia Nanz

Landschaftsplanung: Landschaftsarchitekten Wiedemann und Schweizer, Stuttgart
Projektsteuerung: Drees & Sommer
Entkopplungsbauwerke: Ingenieursgesellschaft Prof. Kobus und Partner GmbH
Tragwerksplanung: Schneck-Schaal-Braun Ingenieurgesellschaft Bauen mbH, Tübingen
Bauphysik: Krämer Evers Bauphysik, Stuttgart
Brandschutz: Ralf Kludt Dipl.-lng. (FH) Sachverständige & Ingenieure für vorbeugenden Brandschutz, Konstanz
HLS: Planungsgruppe VA, Hannover
Elektroplanung: E. u. P. Schnell Beratende Ingenieure VDI, Stuttgart

Bauzeit: 10/2016 bis 10/2020
BGF: Sanierung ca. 3.113 m², Neubau: 2.082 m², Gesamt: 5.195 m²
BRI: Sanierung ca. 15.144 m³, Neubau: 8.092 m³, Gesamt: 23.236 m³
Lph. HOAI: 1 bis 9


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