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Ausdrucksstarker Inhalt gradlinig designt Wettbewerbsentwurf eines Leitsystems für das Deutsche Museum München

Kulturbauten
Ausdrucksstarker Inhalt gradlinig designt Wettbewerbsentwurf eines Leitsystems für das Deutsche Museum München

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Die Anziehungskraft von Ausstellungen liegt immer im Auge des Betrachters. Was den Einen interessiert, lässt den Andren kalt. Wo der Eine stehen bleibt, lässt der Andere sich nicht fesseln. In einem atmosphärischen Raum, wie einem Museum, ist es darum von großer Bedeutung auf die individuellen Bedürfnisse der Besucher einzugehen und genügend Raum für das Wesentliche zu lassen. Um der Komplexität dieser Aufgabe gerecht zu werden entwarf Kuhl|Frenzel in Kooperation mit der m3 bauprojektmanagement GmbH im Jahr 2014 ein Leit- und Orientierungssystem für das Deutsche Museum München, das sowohl zielführend ist als auch zum Flanieren einlädt. In dem ausgeschriebenen Wettbewerb konnten wir mit unserem Konzept einen der ersten Plätze belegen.
Das Deutsche Museum München beherbergt eine Sammlung von über 107.000 Objekten in über 50 Fachgebieten und ist mit jährlich rund 1,4 Mio. nationalen und internationalen BesucherInnen das meistbesuchte Museum Deutschlands. Flächenmäßig ist die wissenschaftliche Institution mit einer Gesamt-Ausstellungsfläche von rund 41.111 m² eines der größten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Welt. Im Rahmen von Sanierungs- und Umbaumaßnahmen sowie der brandschutztechnischen Ertüchtigung der Museumsbauten wurde 2014 ein Wettbewerb zur Entwicklung und Umsetzung eines Leit- und Orientierungssystems ausgeschrieben.
Das von Kuhl|Frenzel entwickelte Leit- und Orientierungssystem unterstützt Museumsbesucher und Wissenshungrige, indem es Ebenen und Bereiche systematisch codiert, wichtige Räumlichkeiten und Servicebereiche beschriftet sowie die Wegebeziehungen im Innen- und Außenbereich eindeutig kennzeichnet. Darüber hinaus sind die vom Deutschen Museum München ausgeschriebenen Anforderungen kreativ und funktional im Entwurf umgesetzt. Erweiterbar, mit einem hohen Wiedererkennungswert und individuell auf die Institution angepasst sollte es sein. Dabei sollte vor allem das bereits bestehende Corporate Design in dem Konzept wiederzuerkennen sein. Die größte Herausforderung stellten bei der Entwicklung vor allem die Bedürfnisse der zukünftigen Besucher dar. Aufgrund der hohen visuellen Reize wurde ein gradliniges System präsentiert, das auf das Wesentliche reduziert ist. In Form und Schrift als auch in der Farbgebung orientiert sich der Entwurf stark am Corporate Design des Deutschen Museums München. Zusätzlich wurde die Großzahl der Leitelemente mit Optionen versehen, die für Informationen und zur Bewerbung temporärer Ausstellungen genutzt werden können.
Typografie als Basis
Grundlage der Typografie für das Leitsystem ist die von Paul Renner entworfene Futura, die von dem Auftraggeber bereits als Hausschrift

verwendet wird. Um eine Abgrenzung zwischen Landessprachen, Etagen- und Bereichskennzeichnung zu gewährleisten sind die Buchstaben in verschiedenen Schriftvarianten gewählt. Texte in Deutsch sind in Book umgesetzt, während Futura Light für die englischen Texte eingesetzt wird. Darüber hinaus ist die Auszeichnung der verschiedenen Ebenen im Bold-Schnitt, also in fetter Schriftstärke, vorgesehen. Alle Schriftgrößen sind an die individuellen Raumgegebenheiten angepasst und fügen sich optisch in das Gesamtbild. Dabei wurde großer Wert auf eine nicht dominierende Darstellung der Beschriftungen Wert gelegt, damit grundsätzlichen Informationen unbewusst von den Museumsbesuchern wahrgenommen werden können. Die Verwendung der Typografie des bestehenden Corporate Designs hat den Vorteil, dass die Identität der Institution durch den hohen Wiedererkennungswert gestärkt wird.

Sowohl die im Entwurf enthaltenen Icons als auch die vorgesehenen Richtungspfeile liegen in ihrer Form der Typografie zugrunde. So bildet das Versal D der Futura z.B. die Basis für die Form der Windschutzscheibe der Icons von Taxi und Bus. Die Richtungspfeile sind aus dem Versal I und dem Versal M der Futura konstruiert. Zudem ist die Strichstärke an das Größenkonzept angepasst. Durch die Kontinuität der Formen und Schriftzeichen der Corporate Type entsteht ein durchgängiges Erscheinungsbild der Leitelemente, das die Museumsbesucher in keiner Weise von den Werken und Veranstaltungen in den Ausstellungsräumen ablenken.

Die wichtigste Anforderung an die Schrift innerhalb eines Leit- und Orientierungssystem ist die gute Lesbarkeit der Informationen, die durch Buchstaben und Icons dargestellt werden. Die klare, gradlinige Futura unterstützt den sachlichen Gehalt des geschriebenen Wortes auf den eingesetzten Leitelementen. Neben der deutlichen Kennzeichnung von relevanten Museumsbereichen spiegelt die Corporate Type als zusätzliches Kommunikationsmittel auch die Eigenschaften des Hauses wieder. Die Groß- und Kleinschreibung der Buchstaben sorgt für ein hohes Kontrast-Verhalten, das die Barrierefreiheit des entworfenen Systems gewährleistet.

Akzentuierte Farbgebung

Neben Schriftgestaltung und grafischen Elementen wird in Leit- und Orientierungssystemen auch die Farbgebung genutzt um Menschen an ihr Ziel zu führen. Das dezente Design des Leit- und Orientierungssystem für das Deutschen Museum München wird auch durch eine akzentuierte Farbgestaltung fortgeführt. Gerade in der Umgebung eines Museums ist es von großer Bedeutung die Wirkung der ausgestellten Objekte nicht durch zu viel Farbe im Raum zu unterdrücken. Darüber hinaus orientiert sich die Farbwahl auch an der Größe und der Inneren Organisation des Museums, die die farbliche Abgrenzung verschiedener Etagen erfordert.

Als Akzentfarbe ist Rot gewählt, die bereits im Corporate Designs der Institution zu finden ist. Diese wird beispielsweise zur Beschriftung der Etagen verwendet, damit eine gute Übersicht auf den modular

konzipierten Stelen erhalten bleibt und die Reihenfolge in der die Besucher die Informationen auf den Leitelementen lesen unbewusst festgelegt wird. Darüber hinaus ist das Rot auch in dem Logo des Museums wiederzufinden, dass auf dem Großteil der Leitelemente im oberen Bereich zu sehen ist. Im Kontrast dazu kommen Schwarz, Weiß und diverse Grauabstufungen zum Einsatz. Schwarz ist die Farbe der übrigen Schriftsätze. Weiß ist die Basis für alle Stelen und Schilder. Für alle eingesetzten Pläne sind Grautöne vorgesehen. Die Farbwahl unterstützt die gute Lesbarkeit der Informationen. Neben der gradlinigen Typografie ist dies vor allem dem hohen Kontrast von schwarzer Schrift auf weißem Untergrund anzurechnen.

Systematische Zielführung

Auf dem Museumsareal sollen Besucher über den Außenbereich bis hin zu den verschiedenen Abteilungen geführt werden. Das neue Leit- und Orientierungssystem erfordert also ein Gesamtkonzept, das sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gebäudes für eine gute Orientierung sorgt, ohne dass Museumsbesucher komplexe Wegebeziehungen selbstständig analysieren müssen. Aus diesem Grund sieht der Entwurf verschiedene Leitelemente vor. Während die Willkommensstele alle Ankommenden in Empfang nimmt, werden auf der Plan-, Monitor- und Ebenenstele relevante Informationen über die Ausstellungen dargestellt. Richtungsstelen weisen den Besuchern den Weg bis hin zur Zielstele, die das Gesuchte deutlich kennzeichnet. Dabei kommen im Außen- und Innenbereich modular konzipierte Stelen zum Einsatz, die an die individuellen Anforderungen innerhalb der verschiedenen Museumsbereiche angepasst werden können. Als Material ist Aludibond vorgesehen. Die Beschriftung erfolgt mit Folie bzw. als Digitaldruck. Durch die Beschaffenheit der Folie ist eine zusätzliche Variabilität gegeben, so dass die Grundelemente flexibel beschriftet, neu gestaltet oder modifiziert werden können. Diese Methode ist vor allem zeit- und kosteneffizient, bietet aufgrund ihres geringen Materialeinsatzes aber auch umweltschonende Vorteile. Als zusätzliche Besonderheit sind taktile Elemente auf den Leitstelen vorgesehen, die unter anderem seheingeschränkten Besuchern eine bessere Orientierung bieten.

Als meistbesuchtes Museum in Deutschland bietet das Deutsche Museum München seinen Besuchern in regelmäßigen Abständen interessante Wechselausstellungen, die ständig neue Impressionen offerieren. Dieser Umstand erfordert allerdings auch eine gewisse Flexibilität der Leitelemente, die auf dem Museumsareal integriert werden. Das Konzept von Kuhl|Frenzel reagiert auf diese Gegebenheiten mit Stelen, die sowohl als Interimslösung genutzt werden können als auch die Möglichkeit bieten Monitore oder Boxen anzubringen, die beispielsweise Informationsmaterial beinhalten oder neue Veranstaltungen bewerben können. Auf diese Weise kann der Auftraggeber eigenständig Kommunikationsmittel zufügen oder anpassen, ohne dass neue Produktionskosten entstehen.

Um die Orientierung innerhalb des Gebäudes zu erleichtern, sind den unterschiedlichen Ausstellungsbereichen auf allen Ebenen verschiedene Ziffern zugeordnet. Die Abteilungen erhalten eine

„Haus-Nummer“ an der sich die einzelnen Sektionen anschließen. Zum einen wird so die Zielnavigation verbessert, zum anderen ist die Codierung von zukünftigen Standort-Plänen auf diese Weise besser gewährleistet. Die Beschriftung der 50 Abteilungen erfolgt in Hierarchien, damit Besucher ihren Standort besonders schnell erkennen und systematisch ans Ziel geführt werden können. Darüber hinaus ist dieses System sprachunabhängig, so dass sowohl nationale als auch internationale Museumsgäste auf allen Ebenen den Überblick behalten.


Standort: .
Land: Deutschland
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