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Holly’s Coffee

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Holly’s Coffee

Während der westliche Besucher wohl eher auf der Suche nach Teehäusern ist, wird er im fernen Seoul von einer ungewöhnlichen Dichte an Kaffeehäusern überrascht. Das deutsche Architekturbüro beyond the void entwickelte hier ein Kaffeehaus-Konzept, in dem sich westliche und fernöstliche Einflüsse auf neue Weise miteinander verbinden.

Wurden die ersten Kaffeehäuser erst vor zehn Jahren eröffnet, ist die Dichte in der heutigen Megametropole Seoul um ein Vielfaches größer, als im eigentlichen `Westen´. In mehreren Etagen übereinander geschichtet, oder direkt nebeneinander angeordnet, wird das Kaffeehaus zur Überlagerung von Businesstreff, Studienraum oder einfach zum Ort, dem hektischen Alltag der koreanischen Städte einen Moment zu entfliehen.

Mit der nötigen Distanz von außen entwickelte das deutsche Büro beyond the void mit Sitz in Seoul eine neue `Brand Identity´ für die international expandierende Kaffeehauskette HOLLYS COFFEE. HOLLYS ist die einzige Kette mit koreanischen Wurzeln und verfügt heute über den zweitgrößten Marktanteil in Korea. Ein Ziel des Projektes war es, die ohnehin schon gute Marktsituation der koreanischen Kaffeehauskette weiter zu optimieren.

Eine kurze Analyse der vorgefundenen Situation ließ in Bezug auf Architektur und Design nur eine einzige Antwort zu: Offensichtlich wurde in den letzten Jahren viel von einander kopiert, architektonische Identität: Fehlanzeige.

Aufgabe war es nun, diese verschüttete Identität wieder sichtbar zu machen und im Sinne eines zeitgenössischen Verständnisses von Raum und Material zu interpretieren. Unter diesen Vorzeichen entstand die neue `Brand Identity´, ein Design-Konzept für die gesamte Kaffeehauskette, das 2009 erstmals im Prototyp in Daejeon/Korea realisiert wurde.

Während die ersten Prototypen bereits eröffnet sind, zeigt die Entwurfsstrategie der deutschen Architekten Stephan Exsternbrink und Julia Karla eine übergreifende Lösung, die zukünftig auf alle Filialen von HOLLYS COFFEE angewendet wird.

Beim Betrachten der räumlichen Vielfalt, die mehr als 180 unterschiedliche Standorte mit sich bringen, beantwortet das Entwurfskonzept diese Herausforderung mit einer erstaunlich einfachen Lösung: Während der eigentliche Innenraum als schlichte, weiße Hülle behandelt wird, zeigt sich das Leitmotiv in großmaßstäblichen `Space Modules´, die den offenen Grundriss strukturieren.

Den Mittelpunkt eines jeden Kaffeehauses bildet die Bar, eine gefaltete Raum Box, die in jedem Shop zum Leitobjekt wird. Sitzgruppen, befinden sich in den Zwischenräumen, die von den raumhohen Boxen gebildet werden. Während Bänke, Stühle und Tische die klassisch westliche Sitztypologie beantworten, verweist das Sitzen auf dem Fußboden, oder gar die `Space Box´ als Liegefläche, auf die koreanischen Wurzeln des Bauherrn. Die Idee der Überlagerung von koreanischer Sitzkultur, in der der Stuhl zunächst fremd ist, mit der Typologie des modernen europäischen Kaffeehauses erschien ebenso einfach wie genial. In diesem Sinne wurde ein neuer Typus entwickelt, der die koreanische Identität sichtbar macht und mittels architektonischer Elemente unserer Zeit interpretiert.

Vereinfachung, Abstraktion und parallel dazu eine Aufwertung von zunächst einfachen Materialien zu einem feinsinnigen Entwurfselement beschreiben die Herangehensweise dieser Arbeit. In diesem Sinne fasst ein rhythmisch gegliedertes Band aus grauem Filz den Raum in seiner Einheit zusammen. Der rhythmischen Ordnung folgend ist der Schriftzug HOLLYS COFFEE mittels Lasercut in die Filzplatten eingebracht, wodurch die zuvor beschriebene weiße Wandhülle betont und in der Ansicht zum architektonischen Ornament wird. Das Ziel der Architekten, auf der einen Seite nur authentische Materialien einzusetzen – was in Korea keineswegs selbstverständlich ist – und auf der anderen Seite die niedrigen Baukosten einzuhalten, führte zu einer Konzentration auf das Wesentliche.

Der reduzierte und zurückhaltende Innenraum stellt den Genuss von Kaffee und das räumliche Erlebnis des Gastes in den Mittelpunkt des Projekts und positioniert die Kaffeehauskette auf neuem Niveau räumlich, graphischer Wiedererkennung. Da wo der Entwurf von architektonischer Strenge geprägt ist, folgt dessen Umsetzung mit architektonischer Konsequenz. Dort wo im Sinne des räumlichen Erlebnisses ein Stück weit zeitgenössische Romantik gefragt ist, kommt es zur Entwicklung von räumlicher Poesie, die den Gast einlädt, im hektischen Treiben der koreanischen Städte eine Pause einzulegen um anschließend gestärkt das Tagwerk im urbanen Treiben zu verrichten.

Letztlich ist es der Prozess von architektonischer Abstraktion und Reduktion, der den gesamten Raum über das Logo bis hin zum Fassadendesign zu einer authentischen Einheit bringt. Der offenen Haltung des Bauherrn ist es zu verdanken, dass sich die Architekten auf ein freies Experimentierfeld begeben konnten, das letztlich die Frage nach Identität der koreanischen Kaffeehauskette neu beantworten konnte.

Weitere Informationen:

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