An der Absperrmauer zur Straße hin sind drei Lampenschirme befestigt. Die Nachttischlampe wird als objekthaftes Sujet aufgegriffen und aus ihrem gewohnten Kontext gelöst, sie wird zweckentfremdet. Statt Ausdruck von Privatheit und nächtlicher Intimität mutiert sie zum Accessoire einer öffentlichen Bühne. Sie ruft, nicht ohne ein Augenzwinkern: Hier bei uns ist es gemütlich! Und sie sagt dabei ganz ungeniert: Ich bin eine Fälschung! […] Die Nachttischlampe ist Zeichen einer offenkundigen Verliebtheit ins Objekt. Die Art ihrer Verwendung zeigt einen gewissen Hang zum Besonderen. Sie läßt vermuten, daß den Erbauern Übliches zunächst einmal suspekt ist.
Doch dieses Besondere ergibt sich in den Arbeiten von zipherspaceworks aus der Verwendung des Vertrauten. Die gestalterische Suche nach einer angemessenen Lösung für eine Bauaufgabe beginnt für sie im Gewohnten, doch sie forschen nach einer anderen Dimension im Bekannten. Obwohl die eingesetzten Materialien durchaus gewöhnlich sind, in ihrer arrangierten Anhäufung sind sie es keineswegs. Die Prallpfeiler aus Beton sind klobige Sitze und evozieren etwas seltsam Archaisches, Thronhaftes, das senkrechte Metallgitter, das als Absperrung zum vorbeiführenden Fahrradweg dient, erinnert an den heimigen Gartenzaun. Und die Geborgenheit heischende Nachttischlampe ist in erster Linie leuchtendes Reklameschild, die Einladung zum skurrilen Verweilen an diesem Ort.
Die Strategie der Dekontextualisierung, des Dechiffrierens, des Auseinandernehmens und neu Zusammensetzens zieht sich durch viele Projekte der vierköpfigen Architekten- und Designergruppe. Hinschauen, dahinter schauen, das Sezieren des Alltäglichen ist für sie Ausgangspunkt in einem Gestaltungsprozess, dessen Ziel es ist, etwas Spezifisches und Einzigartiges zu entwickeln. Die Strategie einer bewußten Zweckentfremdung dient dabei als Mittel der Selbstbefragung und Generator des So-noch-nicht-dagewesenen.
[…] Immer wieder ist es dieses Spiel von Objekten und Zeichen, die Suche nach dem Eigentlichen und Spezifischen, die bei den Architektur- und Designprojekten von zipherspaceworks auftaucht. Es kennzeichnet die Autoren als Forscher nach dem Besonderen im Üblichen.Auszug aus dem Text » Augenzwinkernd « von Jochem Schneider
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