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Feuer- und Rettungswache mit Regionsleitstelle in Hannover von struhkarchitekten

Öffentliche Gebäude | Hannover | stuhkarchitekten
Kombiniert: Eine Feuer- und Rettungswache

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Nordwestlich der Innenstadt von Hannover haben struhkarchitekten BDA einen multifunktionalen Neubau geplant und realisiert: Die Feuer- und Rettungswache 1 am Weidendamm beherbergt neben den umfangreichen Räumlichkeiten der Berufsfeuerwehr auch die Regionsleitstelle Hannover sowie ein städtisches Rechenzentrum. Das Planungsbüro aus Braunschweig gewann 2012 den Wettbewerb für das Großprojekt. Er wurde in zwei Bauabschnitten realisiert und 2014 bzw. 2021 in Betrieb genommen.

Standort des Neubaus ist die ehemalige „Gleisharfe“ des Güterbahnhofs Hannover. Auf dem weitläufigen Gelände erstreckt sich der asymetrische Bau entlang der Bahntrasse, die vom Hauptbahnhof Richtung Nordwesten führt.

Durch die abgestuften Höhen der einzelnen Bauteile – von fünf Geschossen im Südosten bis zu zwei Geschossen im Nordwesten – und dank der für den Ort typischen, rotbunten Ziegelfassade fügt sich das Ensemble respektvoll in sein städtebauliches Umfeld ein. Zwischen den Wohnhäusern am Weidendamm und der Industriearchitektur jenseits der Bahntrasse erzeugt die selbstbewusste Architektur der „FRW 1“ eine identitätsstiftende bauliche Gestalt. Gleichzeitig schützt der Baukörper die dahinterliegende Wohnbebauung vor den Schallemissionen der Bahntrasse.

Selbstbewusste städtebauliche Präsenz

An der Kreuzung von Weidendamm und Kopernikusstraße definiert und besetzt die FRW 1 eine städtebaulich prominente Ecksituation. Hier bildet ein fünfgeschossiger Gebäuderiegel entlang der Kopernikusstraße den höchsten Punkt des in seiner Höhe gestaffelten Ensembles. Unter einer weiten Auskragung ist der Haupteingang im Stadtraum gut erkennbar. Ein vorplatzartiger Fußgängerbereich vor der Gebäudeecke und die spitzwinklige Geometrie verleihen dem Baukörper Präsenz und Dynamik.

Der mäanderförmige Bau legt sich um zwei U-förmig gefasste, großzügig dimensionierte Innenhöfe, auf denen die Feuerwehr-Fahrzeuge ausreichend Platz zum Rangieren haben. Der südliche Innenhof ist zur Bahntrasse hin geöffnet, der nördliche zum Weidendamm. Hier befindet sich auch die wichtigste Ein- und Ausfahrt für die Einsatzfahrzeuge. An der Kopernikusstraße liegt eine zweite Alarm­ausfahrt, die vor allem in den Nachtstunden genutzt wird, um die Bewohner am Weidendamm vor Ruhestörung zu schützen. Für die PKW der Beschäftigten steht eine separate Zufahrt bereit, wodurch Kreuzungsverkehr mit den Einsatzfahrzeugen vermieden wird.

Arbeiten und Ruhen – Die „Zugwache“

Die abschnittsweise Realisierung des Gesamtprojektes war eine zentrale Anforderung des Planungswettbewerbs im Jahr 2012. Damit wollten die Auslobenden vermeiden, dass nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der Eindruck eines Provisoriums entsteht. Das Planungsteam von struhkarchitekten wurde dieser Anforderung gerecht und realisierte bis 2014 für die Feuer- und Rettungswache den jetzt in der Mitte des Gesamtgebäudes liegenden dreigeschossigen Gebäuderiegel sowie ein Nebengebäude.

Einen Großteil dieser Flächen nehmen die drei Hallen für die Einsatzfahrzeuge ein. Sie liegen direkt nebeneeinander, getrennt durch Erschliessungskerne und Treppenhäuser. An der Straßenseite ergänzen die Räume der Einsatzleitung, Kleiderkammern und Umkleideräume das Erdgeschoss des 1. Bauabschnitts. Im Obergeschoss befinden sich Büro- und Besprechungsräume sowie die Ruheräume, Sanitärbereiche und der Fitnessraum der Feuerwehrleute, die hier pro Schicht bis zu 48 Stunden am Stück verbringen.

Die sogenannte „Zugwache“ der FRW 1 ist rund um die Uhr besetzt und einsatzbereit. Sie ist in drei Schichten organisiert: Das bedeutet für die Beschäftitgten zwei Tage Leben vor Ort, sofern kein Einsatz ansteht. In der einsatzfreien Zeit wird in den Werkstätten und an den Fahrzeugen gearbeitet, um die ständige Einsatzbereitschaft zu erhalten.

Multifunktional: Feuer- und Rettungswache plus Leitstelle für die Region

Mit dem zweiten Bauabschnitt von 2016 bis 2021 wurde die FRW 1 um verschiedene Funktionen für die Feuerwehr Hannover ergänzt, darunter weitere Fahrzeughallen, Werkstätten, Büros und Schulungsräume. Auch eine Mensa war Teil des Raumprogramms. Sie steht den Beschäftigten aller Bereiche der neuen FRW 1 zur Verfügung und befindet sich im Brückengebäude über dem nördlichen Innenhof. Mit ihrer zur Bahntrasse hin gelegenen Terrasse bietet sie eine hohe Aufenthaltsqualität.

Ein zentraler Baustein des zweiten Bauabschnittes ist die im Frühjahr 2022 in Betrieb genommene Regionsleitstelle Hannover. Sie befindet sich dritten und vierten Obergeschoss des insgesamt fünfgeschossigen, südlichen Gebäuderiegels. Hier werden auf etwa 500 m² alle Anrufe des Feuerwehrnotruf 112 entgegen genommen und jährlich ca. 300.000 Einsätze in der Region Hannover koordiniert.

Weitere Räumlichkeiten stehen u. a. für ein städtisches Rechenzentrum, die Telefon- und Informationszentrale sowie für den „Stab Außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE) der Landeshauptstadt Hannover bei Großschaden- und Katastrophenlagen bereit.

Der erste Bauabschnitt wurde (mit Ausnahme der Fahrzeughallen) nach den Anforderungen des Passivhausstandards erstellt. Der zweite Bauabschnitt wurde in Analogie zum ersten mit passivhaustauglichen Komponenten an der Gebäudehülle realisiert, u. a. mit dreifachverglasten Fenstern oder Wärmerückgewinnung in den Lüftungsanlagen. Kühllasten werden überwiegend mit Hilfe von Kühldecken abgeführt. Die Dächer sind weitestgehend extensiv begrünt.

Sorgfältig komponiertes Zusammenspiel der Materialien

Die äußere Erscheinung der FRW 1 wird geprägt durch das rotbunte Ziegelmauerwerk. Es kommt – mit Ausnahme der Fahrzeughallen sowie der Leitstellenfassade – als Verblendmauerwerk vor der Stahlbetonkonstruktion an allen Fassaden zum Einsatz. Gegliedert werden die Ziegelfassaden durch langgezogene, horizontale Fensterbänder. Diese anthrazitfarbenen Streifen werden ihrerseits durch feine, helle Sichtbetonstürze akzentuiert.

Der Kontrast zwischen opakem Mauerwerk und dunkel gefassten Fassadenflächen wird in den beiden Innenhöfen in größerem Maßstab fortgeführt: Die Fassaden der Fahrzeughallen sind als transparente Pfosten-Riegel-Konstruktionen mit dunklen Metallteilen und durch das Glas erkennbaren Sichtbetonstützen ausgeführt. Eine homogene, oberflächenbündige Erscheinung der Fassade – in die sogar die Aussenbeleuchtung für das Vorfeld integriert wurde – betont die klare Kubatur der Baukörper. Darüber, hier ebenfalls getrennt durch einen umlaufenden Sichtbetonstreifen, liegen die Ruheräume hinter einer rotbraunen Klinkerfassade.

Einfache, aber langlebige und sorgfältig komponierte Materialien kamen auch im Innenraum zum Einsatz: Sichtbeton und Gipskarton an den Wänden, Werkstein, Linoleum und Nadelfilz als Bodenbeläge.

Etwas aufwändiger hat man den großen Saal der Leitstelle ausgestattet: Dort sorgen organisch geformte Akustikpanele aus Holz für sehr kurze Nachhallzeiten – sehr wichtig in einem Raum, in dem täglich hunderte Telefonate geführt werden. Auch die große Raumhöhe der Leitstelle ist den hohen Anforderungen der Akustik und dem Nachhall geschuldet, sie entspricht zwei Regelgeschossen.

Für die Beleuchtung der fast 20 Arbeitsplätze in der Leitstelle hat ein Lichtplanungsbüro eigens ein Lichtkonzept entwickelt. Sofern das Tageslicht nicht durch die raumhohe Glasfassade den Saal flutet, garantieren die Spezialleuchten an der Decke eine Lichtstärke von bis zu 10.000 Lux. Sie beugen als chronobiologische Beleuchtung, die an die Tageszeit angepasst werden kann, der Ermüdung der Mitarbeitenden vor.

Nicht nur in der Leitstelle, sondern im gesamten Gebäudekomplex hilft ein hoher Anteil an natürlichem Tageslicht bei der Orientierung. Dem Planungsteam gelang dabei ein lebhafter Wechsel zwischen Introvertiertheit – z. B. in den Bereichen der Ruheräume, die teilweise um private Innenhöfe herum gruppiert sind – und Offenheit mit fließenden Übergängen zum Außenraum. So wie im Foyer mit seinem Bezug zur vielbefahrenen Straßenkreuzung, oder in der Mensa, von wo aus der Blick weit über die Bahntrasse und ins Grüne schweifen kann.


Projektdaten

Standort: Feuer- und Rettungswache 1, Weidendamm 50, 30167 Hannover

1. Bauabschnitt

Auftraggeber: Landeshauptstadt Hannover
Bauherr: Landeshauptstadt Hannover
Leistungsphasen nach HOAI (struhkarchitekten): 1-9
Bruttogeschossfläche (BGF): 6.083 m²
Brutto-Rauminhalt (BRI): 28.427 m³

2. Bauabschnitt

Baubeginn 2. BA: 2016
Fertigstellung 2. BA: 2021
Auftraggeber: Landeshauptstadt Hannover
Bauherr: Ed. Züblin AG
Leistungsphasen nach HOAI (struhkarchitekten): 1-9
Bruttogeschossfläche (BGF): 15.197m²
Brutto-Rauminhalt (BRI): 60.393m³

Gesamt 1 + 2. Bauabschnitt

Bruttogeschossfläche (BGF): 21.280 m²
Brutto-Rauminhalt (BRI): 88.820 m³

Baubeteiligte

Architektur: struhkarchitekten BDA Planungsgesellschaft mbH; Bernd Paliga-Könneke, Burkhard Wilkening, Wolf-Dieter Geisler, Prof. Hans Struhk, Martin Auernheimer, Jana Bartsch, Julian Hartwig, Cornelia Weiser, Jochen Goede, Rainer Mende, Sven Eggers, Andreas Rapsch, Heinrich Meyer

Tragwerksplanung 1. BA: DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB
Technische Gebäudeausstattung (TGA) 1. BA: TGL Planungsgemeinschaft Liegat PartG mbB, Beratende Ingenieure (Elektro 1.BA), TAGED Ingenieurberatung (HLS 1.BA)
Bauphysik 1. BA: H2A v.Heeren Habibi, Architekt und Ingenieur PartGmbB
Landschaftsarchitektur 1. BA: nsp schonhoff schadzek depenbrock, landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB
Bauleitung 1. BA: Bürogemeinschaft Raumplan Hannover

Öffentlich-Private Partnerschaft (ÖPP) 2. BA: Ed. Züblin AG


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