Weg von der ursprünglichen Zellenstruktur und gedeckten Farben, hin zu einem frischen, modularen Konzept: So ließe sich vielleicht die Aufgabenstellung eines international tätigen deutschen Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in München an das Team von Susanne Brückner zusammenfassen.
Wichtigste strukturelle Veränderung bei der Revitalisierung des 1962 errichteten Bürogebäudes ist die Abkehr von Ein- bzw. Zweiraumbüros hin zu Open Space Arbeitswelten. Auf ca. 3.700 m², verteilt auf acht Stockwerke, wurde für rund 150 MitarbeiterInnen im Zeitraum von 2 Jahren moderne Büro- und Arbeitswelten gestaltet.
Das Besondere am Entwurf ist die Modularität im Open Space: „Wir haben die Räume soweit wie möglich geöffnet und uns von den engen, dunklen Fluren verabschiedet. Da, wo man bisher auf eine Wand zugelaufen wäre, entstand durch das Entfernen von Trennwänden und dem Einsatz von Glas ein Bezug ins Freie, zudem bilden neue Wegeführungen spannende Blickachsen.“, erklärt Susanne Brückner Head of Interior von Brückner Innenarchitekten. „Dadurch ist auf allen Ebenen eine schöne Mischung aus Arbeits-, Lounge- und Konferenzbereich entstanden. Das bringt Aktivität und ermöglicht, je nach Wunsch, Begegnung und Austausch.“
Der Raum wächst mit seinen Anforderungen
Die Umgestaltung der Büroräume startete im November 2019, zwei Jahre später war sie final abgeschlossen. Zunächst wurde auf Basis der Gebäudestruktur und den Anforderungen der Arbeitsstättenrichtlinie die Maximalbelegung des Grundrisses mit Arbeitsplätzen erarbeitet, welche anschließend in Module geclustert wurde. Die kleinste und größte Einheit entsprechen dabei immer je 2 bzw. 4 Arbeitsplätzen. „In der Regel arbeiten wir konsequent modular, damit ein Unternehmen wachsen und die Bürofläche ‚mit atmen‘ kann. Diese Anforderung bezieht sich im Moment aber nicht unbedingt nur auf Arbeitsplätze, sondern auch auf Besprechungs- oder Begegnungsräume“, erläutert Susanne Brückner die generelle Herangehensweise. Beim Auftraggeber rückten die variablen Raumstrukturen allerdings in den Hintergrund und alle Module sind mittlerweile fest definiert.
Die Isar und ihre Farben
Die Isarlandschaft zu unterschiedlichen Jahreszeiten, im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, stand Pate für das naturnahe Farbkonzept, das das Team um Susanne Brückner erarbeitete. Der Grundtenor bei den Materialien bleibt gleich, während die Akzentfarben in jeder Abteilung variieren, z.B. bei den Paneelen zwischen den Arbeitsplätzen. Hellblau bzw. Hellgrün dienen dabei als Grundtöne. „Um nicht nur auf kühle Farbwelten zu setzen, legten wir unserem Kunden wärmere Töne wie z.B. Orange ans Herz, die wir als Akzentfarben an vielen Stellen einsetzen wollten. Die Bedeutung hierfür ist enorm und vergleichbar mit dem wohltuenden Effekt wärmender Sonnenstrahlen an einem tristen, kühlen Wintertag“, so Anthea Herrle, ausführende Innenarchitektin von Brückner. Die MitarbeiterInnen konnten aus insgesamt vier Farbkonzepten auswählen, von welchen am Ende zwei auch realisiert wurden.
Sobald die Farbwelten definiert waren, begann das Team flexible Module zu entwickeln: „Diese haben wir an die Wertewelt des Unternehmens angeglichen und z.B. auf Schwerpunkte wie Sicherheit, Transparenz, Vertrauen oder Mehrwert gesetzt“, erklärt Anthea Herrle. „Nachdem klar wurde, dass die ursprüngliche Zellenstruktur im neuen Konzept keinen Einzug finden würde, gestalteten wir die Fläche mit insgesamt acht unterschiedlichen, höchst flexiblen und innovativen Modulen. Zusätzliche Elemente wie Deckensegel und hängende Paneele dienen in der Entwurfsplanung nicht nur als visuelle Gliederung, sondern tragen zum Teil auch dazu bei, trotz des offenen Konzeptes die Akustik zu optimieren.“
Module statt Zellen
„Zellenbüros wie viele sie noch kennen bieten keinen echten Mehrwert gegenüber dem Homeoffice. Was wir brauchen sind flexible Arbeitswelten mit inspirierende Open Space Büros in Kombination mit Kommunikationsflächen für spontane Meetings, Ruhezonen und Platz für ein gemeinsames Mittagessen. Der Mensch muss wirklich im Mittelpunkt stehen“, erklärt Susanne Brückner die neuen Post-Corona-Anforderungen an Büroflächen. Ziel war es daher, einerseits spontane Begegnungen zu ermöglichen aber – im Unterschied zu Großraumbüros – auch Rückzugsräume anbieten zu können, z.B. für konzentriertes Arbeiten oder persönliche Gespräche. Mit dem neuen Konzept wurde schließlich auch noch ein weiterer, von allen Beteiligten gewünschter Effekt erzielt: Das Gebäude hat sich optisch durch die Wahl der frischen, freundlichen Farben und modernen Büroelemente wesentlich verjüngt.
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