Der an einer Ecke des Ensembles herauswachsende Werbeturm ist weithin sichtbar, ein von innen hell erleuchtetes supersign. Dieser neue Akteur in der Turmlandschaft des Viertels tritt in einen Dialog mit der benachbarten Dreifaltigkeitskirche und den Türmen der angrenzenden Feuerwache und einer nahegelegenen ehemaligen Brauerei.
Ein in zwölf Metern Höhe schwebendes, effektvoll dimensioniertes Dach markiert den Eingang für Fußgänger und Autofahrer. Das dadurch entstehende Tor ist eine Einladung in die zwei Geschäfte an der Grevener Straße und in das Bistro, die den bühnenartigen Raum begrenzen. Die Straßenfassade zeigt sich als ein Querschnitt durch die dramatische auf-und-ab Faltung von Dach, Laden und Turm. Der Torraum verläuft konisch und erzeugt ein perspektivisches Spiel, das der Vorstellung eines idealen Blickpunktes zuwiderläuft und stattdessen beim sich bewegenden Betrachter eine Abfolge szenographischer Bilder erzeugt. Zu beiden Seiten sind Straße und der interne Parkplatz als entleerter Hintergrund wie Bilder gerahmt.
Zur Straßenseite wächst das Dach aus dem linken Gebäudevolumen (Yellow) heraus und kragt über den gegenüberliegenden Laden aus. Zum Parkplatz macht es die Gegenbewegung, formt sich aus RS und rahmt den Yellow Gebäudeteil – es entsteht eine Dynamik, die mit dem Thema des Mobilen, des Möbels spielt. Parkierung und Aus-lieferung sind Bestandteil dieses Spiels. An diesem Ort des Warenaustauschs ist die Logistik von zentraler Bedeutung und nicht als bloß dienende Funktion untergeordnet. Konsequenterweise befahren selbst die 18 m langen LKW den internen Platz.
Der Möbelmarkt stärkt und focussiert seinen städtischen Kontext und unterstreicht gleichzeitig den Charakter des Randgebiets in de Chiricoesker Weise. Innen und Außen sind in Bezug auf die Lage in der Stadt und im Quartier thematisiert. Fensterartige Perforationen des Vordachs beziehen den Himmel in das Spiel räumlicher Umkehrungen ein.
RS, ein Geschäft für Naturholzmöbel erscheint außen mit seinen verschiedenformatigen überbreiten Holzrahmen wie eine Stapelung offener Holzkisten – gleichzeitig Schaubild und ausdrucksstark block-hafte Baustruktur eröffnen die Rahmen einen Dialog zwischen Hülle und Inhalt der sich in der Detailierung der Geländer, Treppen und Brüstungen fortsetzt. Die beiden Läden an der Grevener Straße sind als neutrale Verkaufshalle mit umlaufenden Galeriegeschossen organisiert und spiegeln so das Organisationsprinzip des Gesamt-ensembles wieder.
Sowohl Konstruktion als auch Materialwahl der Fassaden regieren mit wirtschaftlich angemessen auf den Bautypus. Die Konstruktion ist vor-wiegend in Betonfertigteilen ausgeführt, die Fassaden sind mit roten, orange- und anthrazitfarbenen Faserzementplatten verkleidet. Zur Grevener Straße sind einige der überbreiten Naturholzrahmen mit Klinker ausgefacht. Die 35cm breiten Holzrahmen umgehen eine örtliche Baubestimmung, derzufolge keine Holzfassaden an Geschäfts-bauten erlaubt sind. Die wirtschaftliche Bauweise und der angemessene Ausführungs-standart sind mit räumlichem und thematischem Reichtum umgesetzt und ergeben eine konsequente Inszenierung des Einkaufens.
Weitere Informationen: