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Studium im goldenen Ei

Knauf Gips KG
Studium im goldenen Ei

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Raumbildender Trockenbau mit Knauf

Ein goldenes Ei befindet sich mitten im Atrium der Kühne Logistics University in Hamburgs angesagter HafenCity. Es enthält ein Auditorium mit 299 Sitzplätzen und besteht aus gebogenem Stahl, rund verleimten Hölzern und intelligenter Trockenbautechnik von Knauf.

Pläne für ein eigenes Gebäude der privaten Kühne Logistics University gab es schon seit 2009. Ursprünglich sollte es ein Neubau sein. Das Hamburger Architektur- und Projektentwicklungsbüro MPP Meding Plan + Projekt GmbH beriet die damals in Gründung befindliche Hochschule. Im Rahmen eines internationalen Architekturwettbewerbs wurden sogar bereits Entwürfe für einen Neubau in der Hamburger HafenCity entwickelt. Doch als ein ehemaliges Schulungs- und Verwaltungsgebäude in der HafenCity zum Kauf stand, kam alles anders. Das sechsgeschossige Bauwerk aus dem Jahre 2002 mit einem alle Geschosse übergreifenden Atrium wurde gekauft und zur Wissenschaftlichen Hochschule für Logistik und Unternehmensführung – Kuehne Logistics University – KLU – umgebaut. Viele Seminar-, Schulungs- und Verwaltungsräume, eine Bibliothek, ein kleines Fitnesscenter und verschiedene Lounges fanden in dem großen Gebäude Platz. Was fehlte, war ein Auditorium Maximum.

Zum einen notwendig, zum anderen aber auch identitätsstiftend wurde der 299 Sitzplätze bietende Vorlesungssaal von MPP in Form eines überdimensionalen goldenen Eies in das große Atrium integriert. Zum Haupteingang hin orientiert wurde – in die goldene Fassade eingeschnitten – der neue Empfangsbereich angeordnet. Zusammen mit einem gegenüberliegenden kleinen Auditorium, das einen Hörsaal mit 64 ansteigenden Sitzplätzen und einer dem Foyer zugewandten Bar enthält, bestimmt diese Neugestaltung das Innenleben dieses Gebäudes maßgebend. Über die große westliche Glasfront mit Blickachse auf die Elbphilharmonie Hamburg ist dieses Atrium vom vorbeiflanierenden Straßenpublikum einsehbar und insbesondere abends mit Beleuchtung ein sehenswerter Bestandteil der HafenCity-Promenade.

Vom Ei zur Realität
Die Idee eines großen goldenen Eies, das dem eher nüchternen Bestandsgebäude neues Leben einhaucht, ist faszinierend. Mit einer Visualisierungssoftware in das bestehende Atrium eingezeichnet, stand schnell fest, wie es in etwa gestalterisch aussehen sollte. Doch dann folgten die realen Vorgaben, die von den Planern umzusetzen waren: 299 Sitzplätze, mindestens 1,2 Meter breite Fluchtwege innen links und rechts der Sitzreihen, eine mindestens 2 Meter breite Fluchttreppe außen und ein Schalldämm-Maß Rw,R von 47 db zum Atrium und zum Bestandsgebäude hin. Das ansteigende Gestühl verbindet baulich das Erdgeschoss mit dem 1. Obergeschoss, so dass Zugänge von unten im Foyer, wie auch über eine Empore von oben im 1. Obergeschoss, ohne Kollision mit den Rundungen möglich sein müssen und das Auditorium unter den Querriegel des zweiten Geschosses passt.

Die Architekten von MPP begannen die Eiform so anzupassen, dass die Wandflächen im Untergeschoss nicht zu schräg nach außen laufen, andererseits im ansteigenden Auditorium im Obergeschoss die erforderliche Kopffreiheit gesichert ist. Der unterste, erste und größte Radius beträgt 50,95 m und hat seinen Mittelpunkt 4,69 m über Erdgeschossdecke. Auf dieser Höhe schließt sich an diesen Radius tangential ein 11,75 m großer Radius an. Dieser geht nach wenigen Metern in einen 3,15 m großen Radius über, um schlussendlich mit einem Radius von 2,16 Meter in das fast flache Dach des Eies zu münden (siehe Zeichnung).

Im senkrechten Schnitt weist das Auditorium an allen Stellen gleiche Radien auf. Anders dagegen in den waagerechten Schnitten. An der breitesten Stelle des Auditoriums, sie befindet sich etwa in 4,7 Meter Höhe über Rohfußboden, wurden folgende Radien ermittelt: 19,79 m – 7,29 m – 11,80 m – 40,30 m – 18,30 m – 8,80 m und 5,30 m. Unter und über der breitesten Stelle sind die Radien jeweils kleiner. Insgesamt sind in den verschiedenen waagerechten Schnitten des Auditoriums über 120 verschiedene Radienvorgaben für das Handwerk entwickelt worden. Das geometrische komplexe Tragwerk, bestehend aus senkrechten Stahlträgern und waagerechten Furnierschichthölzern entwickelte die Firma Frank Krüger, Metall- und Anlagenbau GmbH.

Tragwerk aus Stahl und Holz
Um das neue Auditorium mit den Lasten der Eihülle aufnehmen zu können, mussten Stützen und Unterzüge der zwei darunter liegenden Untergeschosse verstärkt werden. Im Gegenzug galt es, die Konstruktion des neuen Auditoriums auf das bestehende Gebäuderaster von 5,4 Meter abzustimmen. Gleichsam einer Schiffskonstruktion wurden die senkrechten Stahlspanten im besagten Raster aufgestellt. Sie bestehen aus HEB 200-Stahlstützen, die entsprechend der vier Radien (50,95 m – 11,75 m – 3,15 m – 2,16 Meter) aus vier einzeln gebogenen Träger-Segmenten zu einem Stahltragwerk zusammengeschweißt wurden. Noch komplexer gestaltete sich die Produktion der 13 waagerechten, alle 70 cm liegenden und im Radius variierenden Holzspanten. Sie bestehen aus 75 mm dicken und 200 mm breiten Furnierschichtholz-Rippen, die CNC-gefräst in über 120 verschiedenen Radien gefertigt wurden.

Trockenbau von der Soko
Für den Innenausbau des Auditoriums forderten die Architekten ein Schalldämm-Maß Rw,R von 47 dB. Diese Anforderung galt auch für die gerade Trennwand zum Bestandsgebäude, eine über zwei Geschosse frei tragende und schalltechnisch entkoppelte Schachtwand. Jörg Schröder, Marktmanager Trockenbau Nord von Knauf, löste diese Aufgabe mit der Knauf Schachtwand W635, die statisch ertüchtigt wurde (2 x UW150, Achsabstand 417 mm, Beplankung 2 x 15-mm-Diamantplatten), sodass diese Trockenbaukonstruktion die geforderten 7,5 Meter frei trägt. Eine zentrale Herausforderung waren aber die gebogenen Innenflächen des Auditoriums in der Oberflächengüte Q4. Das gesamte Paket, so wie hier gefordert, konnte schlussendlich nur Knauf lösen. Die Abteilung Sonderkalkulation und Objekte (SOKO) wurde eingeschaltet. Deren Mitarbeiter entwickelten nach den geometrischen Vorgaben der Planer eine schalltechnisch entkoppelte runde Innenschale. Basis für die Innenschale ist die Knauf Flachkuppelkonstruktion D193. Sie besteht für dieses Objekt aus CD-Profilen, die mit CD-Profilverbindern mit Vierkantrohren und Abhängern auf den waagerechten Holzspanten aufliegen und dort auf einem Filzstreifen entkoppelt verschraubt sind. Die CD-Profile 60/27 wurden von Knauf in den geforderten Radien (50,95 m – 11,75 m – 3,15 m – 2,16 Meter) gebogen. Gleiches galt auch für die waagerechten 20x20x2-Vierkantrohre mit CD-Profilverbindern, die auf den Holzspanten aufliegen. Diese Vierkantrohre wurden von Knauf in den geforderten über 120 verschiedenen Radien gebogen und angeliefert.

Die Handwerker von Fritzke Innenausbau montierten im ersten Schritt die gebogenen waagerechten Vierkantrohre 20x20x2 mit CD-Profilverbindern an den alle 70 cm liegenden Holzspanten. Danach folgte die senkrechte Montage der gebogenen CD-Profile. Schmale Plattenstreifen auf den CD-Profilen geschraubt waren anschließend die Basis für die zweilagige Beplankung mit Piano-GKB. Vor der Montage der biegsamen Platten wurde der Karton der Platten mit einer Nagelrolle perforiert, die Platten angefeuchtet und nach kurzer Wartezeit auf die gerundeten Unterkonstruktionen geschraubt. Ein 3 mm dicker Q4-Spritzputz vollendet die Oberfläche. Die Rundungen sind so perfekt gelungen, dass die elegant gewölbten weißen Flächen des Auditoriums nur in den Anschlussbereichen an Fenster und Türen wahrgenommen werden.

Fazit
Das goldene Ei im Atrium der Kühne Logistics University in Hamburg enthält einen großen Vorlesungssaal für 299 Studierende. Der Trockenbau für diesen großen Raum wurde von der Abteilung SOKO von Knauf mit der Flachkuppelkonstruktion D193 im runden Bereich und mit einer angepassten Schachtwandkonstruktion W635, im Anschlussbereich an das Bestandsgebäude, gelöst. Das geforderte und realisierte Schalldämm-Maß für Eischale und Schachtwand beträgt Rw,R von 47 dB.

Autoren: Gerard Halama, Jörg Schröder

Interview mit Sascha Linke, Fritzke Innenausbau

Frage: Dreidimensionale Formen wie bei diesem Ei, sind in der praktischen Umsetzung stets schwierig. Wie lief es auf dieser Baustelle?

Linke: Der Stahlbauer, der auch für die Holzspanten zuständig war, hat bereits eine sehr exakte Vorleistung erbracht. Wir konnten uns mit unserem Trockenbau auf die Maßhaltigkeit der Stahl- und Holzkonstruktion verlassen.

 Frage: Und die vorgebogene Unterkonstruktion?

Linke: Knauf nutzte die gleichen geometrischen Daten wie der Stahl- und Holzbauer. Die angelieferte Unterkonstruktion aus vorgebogenen waagerechten 20×20 Quadratrohren und senkrechten CD-Profilen passten auf Anhieb.

Frage: Wie lief die 3D-Beplankung?

Linke: Wir haben die Piano-Platten mit einer Nagelrolle abgerollt, mit einer Sprühflasche befeuchtet und nach etwa 10 Minuten Einwirkzeit direkt an die UK geschraubt. Wichtig ist, dass die CD-Profile, die durch das Biegen eine Wölbung nach innen aufweisen, zuerst mit einem GKB-Plattenstreifen beplankt wurden. Dadurch liegt die erste Plattenlage besser. Diese erste Lage haben wir mit Glasfaser-Bewehrungsstreifen verspachtelt und darauf die zweite Lage Piano-Platten mit Fugenversatz montiert.

 Frage: Welche Erfahrungen haben Sie mit der Soko von Knauf gemacht?

Linke: Knauf war die einzige Firma, die diese Baustelle mit seinen Systemen komplett beliefern konnte. Wir wurden solide beraten und alles hat funktioniert.

 

Danke für das Gespräch.

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