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Raum-in-Raum-System im erweiterten Trockenbau

Knauf Gips KG
Raum-in-Raum-System im erweiterten Trockenbau

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Freistehend und stützenfrei auf knapp 80 m²

Die Schaltzentrale für eine vollautomatische Produktionslinie sollte in zweiter Ebene über den Anlagen entstehen. Mit einer Stahl-Leichtbauweise, die Knauf im Rahmen des erweiterten Trockenbaus anbietet, konnte der freistehende Raum-in-Raum trotz seiner vergleichsweise großen Grundfläche ohne Zwischenstützen im Trockenbau errichtet werden.

Im Rückblick muss Thomas Rohe von Rehm Trockenbau in Obernburg etwas über sich selbst schmunzeln, denn er hätte die Anfrage damals beinahe ohne weitere Behandlung abgelegt: In einer Industriehalle sollte eine Schaltzentrale als Raum-in-Raum-Lösung auf rund 10,60 x 7,40 m Grundfläche entstehen – komplett im Trockenbau, ohne zusätzliche Stützen in der Fläche und allseitig mit einem Feuerwiderstand von F90. „Ich ging zunächst davon aus, dass sich eine solche Größe freistehend und mit freispannender Decke gar nicht im Trockenbau realisieren lässt“, erinnert sich Thomas Rohe. „Sicherheitshalber habe ich dann aber doch meinen Ansprechpartner bei Knauf angerufen.“

Stahl-Leichtbau, ausgeführt wie klassischer Trockenbau
Tatsächlich war es lange Zeit so, dass leichte Raum-in-Raum-Systeme, wie sie sich im Industriebau, aber auch in Messe-, Veranstaltungs- oder Ausstellungshallen bewährt haben, in ihrer Grundfläche bestimmte Grenzen nicht überschreiten konnten. Die Tragfähigkeit der Trockenbauprofile beschränkte vor allem die Deckenspannweite und damit die Raumbreite auf Größenordnungen von meist 4 bis 5 m.

Dieses Problem löst die Stahl-Leichtbauweise Knauf/Cocoon, die die hohe Tragfähigkeit und die großen Spannweiten des bewährten Stahl-Leichtbau-Systems Cocoon Transformer mit den Verarbeitungsvorteilen des klassischen Trockenbaus verbindet: Wie im Trockenbau gewohnt werden die Profile direkt – also ohne Vorbohren – untereinander verschraubt und dann ebenso direkt – wie bei jeder  normalen Ständerwand – mit Gipsplatten beplankt. Anfang 2016 erweiterten Knauf Gips und der Cocoon-Hersteller Häring Nepple ihre zuvor schon in der Schweiz praktizierte Vertriebspartnerschaft auf Deutschland: Knauf integrierte die Bauweise in sein Angebot des erweiterten Trockenbaus, der sehr unterschiedliche Trockenbau-Lösungen für Bauteile und Einbausituationen mit höheren Lasten oder Spannweiten und sogar mit tragender oder aussteifender Funktion umfasst.

Dazu gehören beispielsweise lastabtragende Deckenschürzen oder absturzsichernden Brüstungen, aber eben auch weitspannende Raum-in-Raum-Systeme, weshalb Thomas Rohe bei seinem Anruf von Stefan Reichert, Regionaler Marktmanager Trockenbausysteme bei Knauf, dann doch eine positive Antwort erhielt: Wir können liefern und du kannst den Schaltraum bauen – stützenfrei, in der vorgesehenen Größe und komplett im Trockenbau.

Reduziertes Gewicht für den Raum in zweiter Ebene
Bauherr und Auftraggeber für die Raum-in-Raum-Lösung war Autoneum Germany in Roßdorf, einem von 50 Unternehmensstandorten des Autoneum-Konzerns. Autoneum ist der weltweit führende Automobilzulieferer für Akustik- und Wärmemanagement bei Fahrzeugen mit Konzernsitz im schweizerischen Winterthur. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Komponenten und Gesamtsysteme für den Innen- und Motorraum sowie Hitzeschilder und Unterbodenverkleidungen für nahezu alle Fahrzeughersteller weltweit.

Am Standort Roßdorf entstand 2016/17 auf 4000 m² eine neue Produktionshalle für die vollautomatisierte Produktion von leichtgewichtigen Unterböden aus dem Textilmaterial Ultra-Silent. Zur Konzeption der Anlagen erklärt Christian Dietzel, Head Manufacturing Engineering bei Autoneum: „Einerseits wollten wir einen einzigen zentralen Schaltraum für alle Maschinen, weil wir dann auch nur eine zentrale Kühlung für die Steuerung brauchten. Andererseits sollte die Zentrale nahe an den verschiedenen Anlagenteilen liegen, um so kurze Leitungswege und damit eine wirtschaftliche Verkabelung zu erreichen. Als beste Position erwies sich unter diesen Voraussetzungen die Anordnung in einer zweiten Ebene über der Produktionslinie.“

Bereits mit dem Rohbau der rund 14 m hohen Halle entstand deshalb eine Stahlbühne mit einem F90-Estrich als Rohboden auf der Oberseite. Für diese Bühne wurde nun eine möglichst leichte Raumlösung gesucht, die auch für die Wände und die Decke einen Feuerwiderstand von F90 sicherstellte und sich gleichzeitig sehr zügig errichten lassen würde. „Uns stand nur ein kleines und sehr genau festgelegtes Zeitfenster von zwei Wochen in der Endphase unserer Anlagenmontage zur Verfügung“, erklärt noch einmal Christian Dietzel. Es musste also leicht sein und in der Ausführung schnell gehen, was beides typische Kriterien des Trockenbaus sind, den Autoneum darum auch von vornherein favorisierte.

Lieferung komplett mit Statik und als Bausatz
Die Stahl-Leichtbauweise Knauf/Cocoon kombiniert die Leistungen zweier Unternehmen. Im Rahmen der Vertriebspartnerschaft haben Planer und Architekten jedoch den Vorteil, alle Fragen der Beratung und Vorbemessung mit nur einem Ansprechpartner klären zu können. Die prüffähige Statik und die Werkplanung lassen sich gegen separate Berechnung bei Knauf/Cocoon in Auftrag geben, aber auch als eigene Planungsleistung erbringen.

Die Materialien kamen in Roßdorf als kompletter Bausatz auf die Baustelle. Die Cocoon Profile werden dabei nach Stückliste zugeschnitten, durchnummeriert und zusammen mit einem detaillierten Montageplan sowie allem Zubehör geliefert. Wie bei der Statik haben die Ausführenden jedoch wiederum die Wahl und können statt des Bausatzes auch die C- und U-Profile als Stabware für den eigenen Zuschnitt bestellen. Umgekehrt ist gegenüber dem Bausatz auch eine noch höhere Fertigungstiefe möglich, bei der teilmontierte Bauelemente oder sogar vollständige Raummodule geliefert werden.

Die Montage der Profile entspricht dem vom Trockenbau gewohnten: am Boden ein U-Profil, in das die C-Profile der Wandständer gestellt werden, das Deckenrandprofil hält die Wandständer an ihrem oberen Ende und dient gleichzeitig der Befestigung der Deckenträger. Alle Stahl-Leichtbau-Profile werden mit Anschlusswinkeln verbunden und mit Bohrschrauben verschraubt.

Montiert im knappen Zeitfenster von zwei Wochen
Mit Blick auf den Feuerwiderstand F90 wurde der Schaltraum in Roßdorf sowohl von innen als auch von außen mit 2x 20 mm Fireboard beplankt. Die Decke erhielt für die geforderte bedingte Begehbarkeit eine zusätzliche Lage OSB-Platten. Alternativ können für andere Einbausituationen auch Knauf Gipsplatten Diamant X zum Einsatz kommen. Schnellbauschrauben mit Bohrspitze und selbstschneidendem Spezialgewinde ermöglichen die direkte Plattenmontage ohne Vorbohren. Die Fugen und bei Bedarf auch die Flächen werden in gewohnter Weise verspachtelt, zum Beispiel mit Knauf Uniflott oder bei Brandschutzanforderungen wie im beschriebenen Fall mit Fireboard-Spachtel.

Die Dicke der Wände und Decken in der Stahl-Leichtbauweise Knauf/Cocoon ergibt sich für jedes Projekt individuell aus der Statik und der erforderlichen Beplankung. Im Schaltraum von Autoneum in Roßdorf kamen beispielweise 100 mm-Wandprofile zum Einsatz, die zusammen mit der beidseitigen Fireboard-Beplankung 180 mm Gesamtdicke bedeuteten. Berücksichtigt man, dass es sich um knapp 3,70 m hohe Wände mit tragender und aussteifender Funktion handelt, ist dies eine trockenbautypische und sogar eher schlanke Wanddimension. Die über rund 7,40 m spannende Decke hatte am Ende ca. 300 mm Gesamtaufbauhöhe.

Doch Platz war in der großen Produktionshalle von Autoneum ohnehin nicht das Problem. Es ging vielmehr um die stützenfreie Ausführung des knapp 80 m² großen Schaltraums, damit die einzelnen Aggregate und die Gänge zwischen ihnen optimal im Grundriss angeordnet werden konnten. Wichtig war außerdem die Einhaltung des knappen Zeitfensters, die Rehm Trockenbau am Ende sicherstellen konnte: Mit durchschnittlich fünf Mann auf der Baustelle wurde der Raum-in-Raum in zwei Wochen komplett aufgestellt, beplankt und verspachtelt.


Bautafel

Vorhaben: Schaltzentrale als Raum-in-Raum-Lösung in zweiter Ebene über den Produktionsanlagen
Auftraggeber: Autoneum Germany GmbH
Bausystem: Erweiterter Trockenbau mit der Stahl-Leichtbauweise Knauf/Cocoon
Fachunternehmer: Rehm Trockenbau, Obernburg
Vorbemessung, Brandschutzplanung und Statik: David Marity, Cocoon
Fachberatung und Koordination: Stefan Reichert, Knauf Gips KG, Verkaufsgebiet West, Regionaler Marktmanager Trockenbausysteme

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