Bürgerbeteiligung im Vorfeld und danach. Ob das so genannte Feyerabendhaus im bayerischen Moosburg erhalten oder neu gebaut werden sollte, war in der Stadtverwaltung und der Bevölkerung lange umstritten. Heraus gekommen ist nun ein Neubau mit historischen Elementen. Der Sitzungssaal im Obergeschoss steht nicht nur dem Stadtrat, sondern auch für öffentliche Veranstaltungen zur Verfügung.
Es kommt nicht oft vor, dass eine Bürgerbeteiligung im Rahmen eines öffentlichen Bauprojekts für alle zufriedenstellend verläuft. Beim Feyerabendhaus in Moosburg ist es jedoch gelungen, die Wünsche von
Bevölkerung, Stadtverwaltung und Architekten zu verwirklichen Es galt als eines der markantesten Gebäude im Zentrum der oberbayerischen Stadt Moosburg. Nachdem der letzte Besitzer des ehemaligen Wohn- und Geschäftshauses, Richard Feyerabend, nach seinem Tod 1989 den früheren Wohnsitz des Erfinders Georg Hummel an die Stadt vererbt hatte, folgte eine Diskussion um das Für und Wider eines Gebäudeerhalts. 2004 beschloss der Stadtrat schließlich den Abriss und die Errichtung eines Neubaus. Eine Vorgabe des anschließenden Architekturwettbewerbs lautete, dass sich die neue Fassade detailgetreu am Altbau orientieren solle. Doch nur eines der Büros erfüllte diese Forderung. Erst nach langer Auseinandersetzung mit den Architekten, an der sich die Bevölkerung Moosburgs intensiv beteiligte, und einer Überarbeitung der Entwürfe erhielt das drittplatzierte Büro Peter Schwinde den Zuschlag für den Neubau. Einen wichtigen Anteil an der Planung nahm die behutsame Wiederherstellung der Fassade ein, in die sogar historische Elemente wie Gesimse, Lisenen und auch die Hausmadonna integriert werden konnten. Die Leitidee des Innenraumkonzeptes war die Gestaltung einer Himmelsleiter, eine lange Treppe, die schnurgerade vom Erdgeschoss bis zum obersten Stockwerk des viergeschossigen Gebäudes führt und dort die einzige Wendung vollzieht. Das Erdgeschoss beherbergt eine großzügige Ladenfläche, in den beiden darüber liegenden Stockwerken sind die Rathausverwaltung, ein Trauungszimmer und der Georg-Hummel-Gedächtnisraum untergebracht. Der helle Sitzungssaal des Stadtrats im obersten Stock ist das zentrale Element des Hauses. Er liegt direkt unter dem verglasten Dachstuhl, der durch eine Lamellenstruktur horizontal gegliedert wird und einen großzügigen Ausblick auf die Silhouette Moosburgs ermöglicht. Getagt wird an einem runden Tisch, der mit wenigen Handgriffen auf- und abgebaut werden kann. Die Freischwinger dienen als bequeme Sitzgelegenheit. Der Raum ist nicht nur dem Stadtrat vorbehalten. Als Ort für die Bürger soll er multifunktional genutzt werden können, etwa für Ausstellungen, Konzerte oder Unternehmensevents. Projekt: Rathauserweiterung der Stadt Moosburg an der Isar,
Städtisches Verwaltungs- und Veranstaltungsgebäude mit
Sitzungssaal des Stadtrats
Standort: Stadtplatz 13, 85368 Moosburg an der Isar
Fertigstellung: April 2013
Architekt: Peter Schwinde Architekt BDA, München
Möblierung des Sitzungssaals: "Sito Freischwinger 241/3", "Palette"-Tischsystem von Wilkhahn
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