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Internationales Daylight Symposium

VELUX Deutschland GmbH
Internationales Daylight Symposium

Tageslicht ist aus energetischer und humanbiologischer Sicht alternativlos und hat Einfluss auf die volkswirtschaftlichen Kosten / Planer fordern Anpassung von Vorschriften und Normen

Vom 15. bis zum 16. Mai fand in Kopenhagen das VELUX Daylight Symposium statt. Unter dem Motto „New Eyes on Existing Buildings“ tauschten sich in der „Royal Danish Academy of Fine Arts“ Teilnehmer aus Wissenschaft und Lehre sowie Architekten und Lichtdesigner aus der ganzen Welt über die Relevanz von Tageslicht und dessen Nutzen für ein urbanes Umfeld aus. Dabei konzentrierte sich die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal von dem weltweit größten Dachfensterhersteller ausgerichtete Konferenz insbesondere auf die Chancen und Aufgaben von Tageslicht bei der Sanierung von Bestandsgebäuden und Stadtstrukturen.

Bis zur Zweiten Industriellen Erneuerung (etwa 1880-1930) war Tageslicht in der Architektur das bedeutendste Element der Raumgestaltung. Erst mit der Erfindung der künstlichen Lichtquelle hat Tageslicht in der Architekturplanung an Bedeutung verloren und der Glaube an der Vollkommenheit der Technik überhand gewonnen. Zu Unrecht, wie wir nun wissenschaftlich belegen können. Denn weder energetisch noch humanbiologisch ist das Tageslicht qualitativ und quantitativ gleichwertig zu ersetzen, wie im Rahmen des international bedeutenden 5. VELUX Daylight Symposium 2013 im Mai erneut festgestellt wurde.

Seit 2005 findet das Symposium im zweijährigen Turnus statt, zu dem auch in diesem Jahr 20 Experten und 300 Planer gekommen waren. Unter dem Motto „New Eyes on existing Buildings“ sollte bestehende Bausubstanz mit anderen Augen betrachtet werden. Kopenhagen war in diesem Jahr als Veranstaltungsort eine Wahl, die besser nicht hätte sein können. Die europäische Hauptstadt gilt als derzeit nachhaltigste unter den 40 größten Städten Europas, die sich in der C40 Climate Leadership Group (www.c40cities.org) organisiert haben. Zudem genießt Tageslicht in den nordischen Ländern Europas aufgrund seines Mangels in der dunklen Jahreszeit eine besondere Wertschätzung. Die Kombination von Nachhaltigkeit, Lebensqualität und einer Stadtplanung, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht der Straßenverkehr, war die Bedeutung von Tageslicht für Raum und Mensch allgegenwärtig spürbar. Sowohl die Innenstadt Kopenhagens wie auch der Veranstaltungsort selbst, die Royal Academy of Fine Arts, School of Architecture, zeigten sich als Sinnbild für die funktionierende dänische Architektur- und Stadtkultur. Der Vortragsraum war ein Musterbeispiel für eine funktionierende Tageslichtnutzung. Während des gesamten zweitägigen Symposiums war weder eine zusätzliche künstliche Lichtquelle erforderlich, noch musste der Raum für die Projektionen abgedunkelt werden.

Veranstalter des Symposiums war der Dachfensterhersteller VELUX. Kaum ein Anbieter dieser Branche ist sich seiner Verantwortung für gutes und nachhaltiges Licht derart bewusst wie das dänische Unternehmen, dessen Gründer Villum Kann Rasmussen vor rund 60 Jahren das Dachfenster erfunden hat. Seit Jahren weiß die Führung um die Bedeutung des Tageslichts und bietet mit dem internationalen Symposium eine Plattform, um das Wissen über den nichtvisuellen Effekt des Lichtes auf den Menschen zu diskutieren und fördern. „Es ist Teil der Unternehmensphilosophie, der gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und mit dem Symposium eine Plattform für die Diskussion um Lichtqualität zu bieten“, erklärte Torben Thyregod Jensen von der VELUX Gruppe.

Doch nicht der nichtvisuelle Effekt hatte in den vergangenen Jahren allgemein zu einer Intensivierung der Diskussion zum Thema Licht geführt, sondern die energiepolitische Forderung nach Konzepten für weniger energieintensive Architekturlösungen. Das Tageslicht wird in diesem Zusammenhang als riesiges Einsparpotential bewertet. Das Motto der Veranstaltung „New Eyes on existing Buildings“ traf insofern in den Kern vieler aktueller Diskussionen. Denn neben der energetischen Sanierung von Fassaden sind es eben die Öffnungen der Gebäude, die uns den Einstieg in weitere geforderte Sparpotentiale ermöglichen.  

Tageslicht bietet Einsparpotenzial
Der Überfluss an Sonnenlicht wurde in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur vergessen, sondern fasst schon bewusst ignoriert. Das zentrale Problem unserer Architektur ist scheinbar eine Tageslicht-Vermeidungskultur, in der zu wenig Tageslicht in unsere Innenräume strömt und fehlendes natürliches Licht auch während der Tagesphase durch Kunstlicht ersetzt wird. In Zeiten von Ressourcen im Überfluss schien dieses kaum ein Thema zu sein, doch aktuell geht die Rechnung nicht mehr auf, wenn man die Umweltkonsequenzen mit in die Energiebilanz einpreist. Arup Direktor Peter Head, der vom Time Magazin zu einem der 30 Global Eco heroes erklärt wurde, erinnerte im Rahmen des Symposiums an die Erkenntnis und unbequeme Wahrheit, dass die Gesellschaft eine Effizienz mit dem Faktor vier erzielen muss – also viermal effizienter mit ihren natürlichen Ressourcen umgehen muss als bislang –, um die international definierten Klimaziele zum Zeitpunkt 2050 erreichen zu können. In einem Bericht an den Club of Rome im Jahre 2010 sprechen Experten sogar von einem Faktor fünf. Licht ist deshalb eine Ressource, die in den Augen der Energieexperten und Politiker entweder eingespart oder andererseits als regeneratives Element in Energie umgewandelt werden sollte. Politische Größen wie Al Gore haben die Bedeutung des Lichtes für eine nachhaltige Umwelt erkannt und werben deshalb international für ein Umdenken.

Humanbiologische Bedeutung von Tageslicht
Doch der rein energetische Ansatz beschreibt nicht die Gesamtheit der Definition von Lichtqualität. Forscher weisen auch auf die zentrale biologische Bedeutung des Tageslichtes hin, die in der modernen Gesellschaft immer mehr zu einem Problem wird. Denn nur die Qualität des Tageslichtes ist in seiner Vollkommenheit in der Lage, den biologischen Rhythmus, der in der menschlichen Evolution über Millionen von Jahren vorgegeben wurde, zu steuern. Der international gültige Begriff ist das deutsche Wort „Zeitgeber“. Es beschreibt das Licht als entscheidenden Taktgeber für den täglichen Biorhythmus. Auch kein anderes als das Tageslicht kann den natürlichen Bedarf an Vitamin D des Menschen decken, wie es die Sonne vermag. Auch nicht die LED weist die spektralen Eigenschaften auf, um die Qualität des Tageslichtes ersetzen zu können, wie im Rahmen des Symposiums der US Lichtdesigner James Benya im Vergleich des spektralen Aufbaus der unterschiedlichen Lichtquellen belegen konnte.

Die gesundheitlichen Folgen lassen sich dabei nicht nur wissenschaftlich belegen, sondern auch in einem volkswirtschaftlichen Schaden durch gesundheitliche Folgen berechnen. Deborah Burnett präsentierte ein Volumen von 61,9 US$ Billionen jährlich, das für das Gesundheitswesen ausgegeben werden (IMF 2012). Für das Jahr 2080 erwartet man, dass mehr als 50% der Bruttoinlandsproduktion für die Gesundheit veranschlagt werden müssen. Die Qualität des Lichtes hat aber immensen Einfluss auf Krankheiten und damit auf die volkswirtschaftlichen Kosten. Die Liste der betreffenden Volkskrankheiten zieht sich von Fettleibigkeit über zahlreiche Krebsformen hin bis zur profanen Grippe und Grippeepidemien mit immer neuen Virenvarianten. Sonnenlicht vermag es, konkret Viren zu eliminieren und das Immunsystem zu stärken. Doch auch nahezu alle Organe des menschlichen Körpers werden direkt oder indirekt von dem Licht und dem Vitamin D-Bedarf tangiert. 51 Prozent aller menschlichen Gene reagieren nachweislich auf Licht und hier insbesondere auf die Qualität, die uns ausschließlich das Tageslicht bringt. Deshalb kann eine Rückkehr zur vermehrten und kreativen Tageslichtnutzung nur der einzig gangbare Weg in der Baukultur sein. Doch die fehlende Anerkennung von Tageslicht in der Gesellschaft wie auch in der Baumeisterschaft verhindert eine sinnvolle Nutzung der Ressource Tageslicht.

Anpassung von Vorschriften und Normen notwendig
Der britische Forscher David Strong berichtete, dass in den USA kein gesetzlicher Anspruch auf Tageslichtzugang besteht. Die gesetzgebenden Institutionen haben offensichtlich noch nicht die gesamte Bedeutung des Tageslichtes erfasst. Insbesondere trifft dieses auf den gesundheitlichen Effekt von Tageslicht zu. Allerdings haben die Normungsgremien mittlerweile die Bedeutung anerkannt. In Deutschland wurde im April dieses Jahres vom Institut für Normung gar eine Planungsempfehlung veröffentlicht, die das Tageslicht aufwertet. Und auch in anderen Nationen gibt es gesetzgeberische Aktivitäten, welche die energetischen Vorteile zum Inhalt haben. Eine gesetzliche Reglementierung wird deshalb in absehbarer Zeit unweigerlich kommen. David Strong allerdings empfiehlt eindringlich, dass auch Expertenvertreter der Planerschaft in die gesetzgebenden Gremien einbezogen werden, um nicht im Nachhinein erkennen zu müssen, dass viele Gesetze an der Realität vorbei definiert werden.

Solare Energieerträge
Denn schon jetzt ist der gestalterische Umgang mit dem natürlichen Licht für viele Planer aktuell eine Bürde. Licht bedeutet nicht nur Helligkeit, sondern kann auch einen Wärmeüberschuss im Raum erzeugen, den es zu managen gilt. Andererseits verhindern oftmals zu kleine Fenster den Tageslichteintrag in die Tiefe der Innenräume. Noch gibt es international nur wenige funktionierende Beispiele für gute Tageslichtarchitektur. Dass dieses möglich ist, zeigte Florence Lam, aktuelle Lichtplanerin des Jahres 2013 Großbritanniens aus dem Büro Arup in London. Selbst im Museumsbereich, wo in den vergangenen Jahren Tageslicht verbannt schien, kann das Element gestalterisch und energetisch einen Mehrwert bieten. Das Akropolis Museum in Athen ist ein aktuelles Muster dafür, wie mit unterschiedlichen Lichtfarben spannungsreich gestaltet werden kann. Schon bei der Gebäudeausrichtung beginnt eine gute Tageslichtplanung. Durch kreative Lichtplanung wurden die Vorteile des Tageslichts bewusst eingesetzt.

Energetisch sind aber vor allem die bestehenden Gebäude, die aktuell problematisch sind und auf der Agenda des Wandels stehen. 60 Prozent und mehr der gebrauchten Energie lassen sich durch einen verbesserten Tageslichteinsatz einsparen, wie konkrete Untersuchungen der prämierten Architektin und Tageslichtforscherin Lisa Heschong belegen. Dabei sind es nicht selten einfache Maßnahmen, welche die erfahrene Planerin empfiehlt. Das kann schon bei der Farbe an der Wand beginnen. Und auch ein Bodenmaterial, welches das Licht stärker reflektiert, hat einen einsparenden Effekt. Es ist also weniger eine Frage der Realitäten, sondern der kreativen und bewussten architektonischen Planung, der wir uns erneut öffnen müssen. Der Einsatz des Tageslichtes bedarf wieder als Normalität bewertet zu werden. Dazu bedarf es nach den Erkenntnissen aller Anwesenden sicherlich mehr als ein Symposium, aber der Anfang zum Umdenken in der Gesellschaft wurde sicherlich gemacht.


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