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Architektenwettbewerb zum Freischwinger: S 43 reloaded

Feco-Feederle
Architektenwettbewerb zum Freischwinger: S 43 reloaded

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Zum 100. Geburtstag des Bauhauses hat der Karlsruher Büroeinrichter Feco-Feederle gemeinsam mit dem Möbelhersteller Thonet aus Frankenberg zu einem Architektenwettbewerb eingeladen: Es galt, den 1927 von Mart Stam entworfenen Freischwinger S 43 weiterzudenken. Insgesamt 19 Büros erhielten von Feco einen bei Thonet produzierten S 43 zu ihrer freien Gestaltung. Freie Interpretationen und Geschichte einer Stilikone.

Die Einladung ging an 120 Architekturbüros in der Region Karlsruhe: Anlässlich »100 Jahre Bauhaus« hatten sich die Familienunternehmen Feco-Feederle und Thonet einen illustren Wettbewerb ausgedacht, bei dem es galt, den legendären Freischwinger S 43 von Mart Stam weiterzudenken. Die Formensprache sollte erkennbar bleiben, darüber hinaus gab es keine weiteren Auflagen. Wie eine geniale Idee fortspinnen, die bereits in den 1930er-Jahren formvollendet in die Serienfertigung ging? Insgesamt 19 Architekturbüros nahmen die Herausforderung an und beantworteten sie mit Witz und Ironie – sie erhielten jeweils einen S 43 zur Bearbeitung, dem sie mit neuen Materialien, humorvollen Applikationen oder auch mit radikalen Eingriffen in die Konstruktion eine neue Performance verliehen. Die Jury hatte ihre Freude daran, als sie im Juli 2019 die Kunstwerke im Feco-Forum bewerten durfte: Falk Schneemann, KIT Fakultät für Architektur, Prof. Susanne Dürr von der Hochschule Karlsruhe, Fakultät für Architektur, Prof. Christiane Riedel, ZKM Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe, die Kunsthistorikerin und Kuratorin Nina Rind, Dr. Simone Kraft vom Architekturschaufenster Karlsruhe sowie Thomas Möller, Thonet, haben sich für den Beitrag der SWS ArchitektInnen Helen Bossman, Eugen Eck, Lisa Gleiss und Annika Hartmann entschieden: Ihren zerlegbaren S 43 zeigen wir zum Abschluss unserer ausgewählten Wettbewerbsbeiträge.

Der Stuhl ohne Hinterbeine
Mart Stam, geboren 1899 in Purmerend, Niederlande, war von Beruf Tischler, Zeichenlehrer und Architekt. Er arbeitet zunächst in den Niederlanden, später in verschiedenen Architekturbüros in Berlin und der Schweiz, darunter bei Max Taut und Hans Poelzig. Er gründet 1924 mit dem Architekten Hans Schmidt die Schweizer Avantgarde-Zeitschrift »ABC« und fühlt sich rationalem Bauen und Entwerfen verpflichtet – Einfachheit ist für ihn kein Selbstzweck. Visionäre Architekturstudien machen Mart Stam international bekannt. 1925 experimentiert er mit Gasrohren, aus denen er einen neuartigen Stuhl ohne Hinterbeine zusammensetzt – die Grundidee des von Thonet bis heute produzierten Freischwingers war geboren!

Ludwig Mies van der Rohe lädt Mart Stam ein, 1926 an der Werkbundausstellung »Die Wohnung« in Stuttgart teilzunehmen. Mart Stam realisiert ein Reihenhaus mit drei Wohneinheiten, zwei davon richtet er selbst ein, die dritte Marcel Breuer. Erstmals stellt Stam hier seinen hinterbeinlosen Kragstuhl vor, der zum Vorbild unzähliger Freischwinger wird. 1928 zieht er nach Frankfurt am Main, wo er die Typisierung von preiswertem Wohnraum erprobt. Im Wintersemester 1928/29 ist er Gastdozent für Städtebau am Bauhaus in Dessau. 1930 geht Stam mit Ernst May und seiner damaligen Frau Lotte Stam-Beese in die Sowjetunion, um Städte zu planen. Nachdem er sich 1934 weigert, eine Stadt in besonders unwirtlicher Umgebung zu projektieren, muss er die UdSSR verlassen. 1939 übernimmt er in Amsterdam die Leitung des Instituts für Kunstgewerbeunterricht. Nach 1945 kann er an seine früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. 1948 zieht es ihn in den Osten Deutschlands, er wird Direktor der Kunsthochschule Dresden, ab 1950 der Hochschule für angewandte Kunst Berlin-Weißensee. Mart Stam gerät im Kalten Krieg selbst zwischen alle Stühle: In der DDR gilt er als Bauhaus-naher Formalist, in den Niederlanden, in die er 1953 zurückkehrte, als linker Reformer. Ab 1977 lebt Stam zurückgezogen in der Schweiz. Er stirbt am 23. Februar 1986 in Goldach.

Bei seinen Möbelentwürfen kam es Mart Stam auf hohen Nutzen und Sparsamkeit an – ästhetisch wie materiell. Daraus resultieren die geradlinige Form und klare Konstruktion sowie der verbesserte Sitzkomfort. Maximale Reduktion liegt beim Freischwinger S 43 in der Kombination des Stahlrohrgestells mit Formholzteilen für Sitz und Rücken- lehne. Die pure Form macht den S 43 zu einem exemplarischen Entwurf im Geiste der Moderne. Das künstlerische Urheberrecht für den streng kubischen hinterbeinlosen Stuhl liegt heute bei Thonet. –ES/JN

Text zu Mart Stam aus der Broschüre »Tubula Steel Classics«, Thonet


Steckbrief

Feco-Feederle und Thonet verbindet die Zusammenarbeit in der Objekteinrichtung und eine lange Tradition als Familienbetrieb. Die Unternehmensgeschichte von Thonet ist eng mit dem Bauhaus-Impuls verbunden. Der Architektenwettbewerb zu 100 Jahre Bauhaus ist ein gemeinsames Projekt.

www.feco-feederle.de, www.thonet.de

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