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Hörtipp

Endlich mal erklärt
Wofür gibt es Architekturbiennalen?

Wofür gibt es Architekturbiennalen?
Architekturbiennale Venedig, Deutscher Pavillon (Nikolaus Bernau)

Eine Architekturbiennale ist nicht nur ein Treffpunkt für die Architektenwelt, sondern auch ein Markplatz der Ideen. Hier zeigen die Protagonisten der Szene, wie unser Wohnen und Leben in Zukunft aussehen könnte. (Text Nikolas Bernau)

In diesen Tagen hätte die Architekturbiennale in Venedig eröffnet werden sollen. Aber so wie der erste Eröffnungstermin im Mai, zerschlug sich auch dieser Termin wegen Corona. Das weltweit größte Treffen der Planer und Architekturinteressierten ist auf das nächste Jahr verschoben worden. Dies löst gehörig Unruhe unter den inzwischen recht vielen Architektur-Festivals aus, die sich an Venedig messen lassen und ihre Terminplanung danach richten müssen, auch wenn sie ganz andere Anliegen verfolgen.

Das gilt selbst für Sao Paulo in Brasilien, das inzwischen zur südamerikanischen Konkurrenz herangewachsen ist. Hier engagiert man sich vor allem für neue Themen wie die Folgen des Kolonialismus und der langen Diktatur, es geht um Ausbeutung oder den fehlenden sozialen Wohnungsbau. In Brasilien herrscht weniger Star-Kult als in Venedig, dafür mehr die gesellschaftliche Debatte. Nun hat Sao Paulo bekanntgegeben, dass die aktuell laufende Kunstbiennale bis zum Ende des Jahrs 2021 verlängert wird und damit der traditionelle Rhythmus wiederhergestellt wäre. Zum Hintergrund: Wie in Venedig ist auch in Brasilien die Architekturbiennale aus dem Kunstereignis herausgewachsen, doch war sie dort von vorneherein stärker auf Konkurrenz und nationalen Wettbewerb angelegt.

Für die kleineren Architekturfestivals in Chicago, Rotterdam oder Berlin spielte dieser Rhythmus außer dem Detail, auf welches Datum die Eröffnung gelegt wird, eigentlich kaum eine Rolle. Man blickt dort jeweils überwiegend auf die eigene Stadt, beschäftigt sich mit den Folgen von neuen Verkehrssystemen oder mit der Gentrifizierung.

Schon anders ist das in Lissabon, Oslo oder Tallin, wo versucht wird, durch einen Drei-Jahresrhythmus zwischen die beiden großen Biennalen zu gelangen, und auch neue Themen wie die Sprache als Mittel der Architektur oder die Nähe von Design und Baukunst zu erforschen, und dabei gezielt den Blick über die nationalen und regionalen Grenzen hinweg offen zu halten.

Ob das vor allem dem Städtebau gewidmete Festival im südchinesischen Shenzhen die unverhohlene Machtübernahme der Kommunistischen Partei im benachbarten Hongkong überstehen kann, wird sich zeigen. Schon jetzt litt dieses Festival unter jener Einschränkung der Debattenfreiheit, die für autoritäre Systeme als normales Mittel des Machterhalts gilt, die jedoch eine fruchtbare Debatte über die richtigen Wege in die gebaute Zukunft verhindert. Und dieser Streit wird aller Wahrscheinlichkeit nach bei der nächsten, für Mai 2021 angekündigten Architekturbiennale in Venedig heftig geführt werden. Erleben wir doch in Corona-Zeiten wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg, wie wichtig ein funktionierender, an Fakten orientierter Staatsapparat, eine allgemeine Gesundheitsversorgung, breite Arbeitslosenversicherung, bürokratisch gegen politische Willkür abgesicherte Planungsinstrumente sind, die für gute Wohnungen für Alle mit Licht, Luft und Sonne sorgen.

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