»Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick« – Die Ausstellung zeichnet erstmals das Werk des Architekten Richard Paulick nach: vom BAUHAUS, über seine Erfahrungen in SHANGHAI, zum Bauen in nationalen Traditionen an der STALINALLEE bis zur erneuten Hinwendung zur Moderne im industriellen Bauwesen der DDR. Diese Spannung zwischen Historismus und Modernismus wurde im geteilten Berlin zwischen Ost (Stalin-/Karl-Marx-Allee) und West (Interbau 1957) politisch konfrontativ aufgeladen. Heute arbeitet Berlin am Antrag, beide Ensembles gemeinsam für die Welterbeliste der UNESCO zu nominieren.
Erst mit der Moderne trat deren immanenter Widerspruch von Avantgarde und Tradition zutage. Der Lebensweg des Architekten Richard Paulick folgt der Sinuskurve des 20. Jahrhunderts: zwischen dem Bauhaus auf dem einen Pol hin zum Bauen in nationalen Traditionen an der Stalinallee als entgegengesetztem Pol und zurück zur erneuten Hinwendung zur Moderne im industriellen Bauwesen der DDR. Diese Schwingung hatte eine Periodendauer von etwa 30 Jahren.
Das Bauhaus-Jubiläum bot uns den Anlass in Form einer Ausstellung und auf der Grundlage eigener Nachforschungen erstmals die Arbeitsbiographie Paulicks zusammenhängend nachzuzeichnen. Im selben Moment, da man das Bauhaus Anfang der 1950er Jahre in der DDR als «formalistisch» und «kosmopolitisch» verdammte, wurde ein Bauhäusler «Leiter des Aufbaustabs der Stalinallee»!
Dabei hatte sich Paulick anfangs gegen die historistische Wende im Bauwesen der DDR gewehrt. Ist sein Anteil beim Bau des ersten Bauabschnitts der Karl-Marx-Allee mittlerweile anerkannt, sind dagegen seine Leistungen beim Wiederaufbau des Lindenforums und seine Entwürfe für das Berliner Zentrum – auch im Kontext der aktuellen Debatten über die Zukunft des Areals um den Berliner Fernsehturm – erst noch umfassend zu würdigen. Als dann ab Mitte der 1950er Jahre die Industrialisierung des Bauwesens und die Rückkehr zur Moderne auf der Tagesordnung stand, war Paulick der geeignete Mann, den Aufbau ganzer neuer Städte zu leiten. Hoyerswerda, Schwedt, Halle-Neustadt markieren die Stationen.
Paulick ging es stets darum, ebenso funktionale wie plastisch markante Bauwerke und differenzierte Räume zu gestalten. Einer der bedeutendsten Architekten der DDR ist (wieder) zu entdecken.
Wo: Café Sibylle, Berlin
Wann: bis 30.06.2020
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