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Nicht nur ein Büro

md-Fachveranstaltung Zukunft der Arbeit | Nachberichterstattung
Nicht nur ein Büro

Nicht nur ein Büro
Der Paul-Lechler-Saal im Hospitalhof in Stuttgart. I Bild: Nikolaus Gruenwald Photography

»Nicht nur ein ein Büro«, so könnte man die md-Fachveranstaltung betiteln, bei der um die Zukunft der Arbeit auf der md-Fachveranstaltung mit unterschiedlichen Protagonisten diskutiert wurde. Wie lassen sich die Mitarbeiter mitnehmen in die neuen Arbeitswelten? Was können Planer dazu beitragen?  Das sind Fragen, die auf der Fachveranstaltung erörtert wurden.

Hintergrund der Fachveranstaltung ist der Gedanke, dass kaum ein Tag vergeht, an dem in den Medien nicht etwas über die Zukunft der Arbeit zu Lesen, Hören oder Sehen ist. Erst recht beschäftigt das Thema Experten, allen voran solche, die mit Büroraumplanungen zu tun haben. Also Architekten, Innenarchitekten, Bürofachplaner und Designer.

Genau diese Gruppen kamen Mitte September zur md-Fachveranstaltung Zukunft von Arbeit in den Hospitalhof in Stuttgart. Die md-Chefredakteurin Susanne Tamborini-Liebenberg moderierte den Abend und brachte so die Schlüsselbegriffe rund ums Thema „Future Office“ auf den Punkt: Digitale Transformation, Wissensarbeit, mobile working, New Work. „Die planungsrelevanten Fragen sind wo, wann und wie wir arbeiten werden“, stimmte sie auf die nachfolgenden Ausführungen ein.

Mehrwert für den Nutzer schaffen
Themen, mit denen sich das Düsseldorfer Architekturbüro bkp GmbH permanent befasst. Dessen Credo zur Zukunft der Arbeit lautet: „Mehrwert für den Nutzer schaffen.“ Wobei jede Generation den Mehrwert anders definiert. Davon ist Eva Boss überzeugt. Die Architektin, Gesellschafterin und Head of Design bei bkp referierte in Stuttgart über „Building better worlds: the chance to change“. Sie erläuterte das anhand der Generationen Y und Z. Während bei der Generation Y Beruf und Freizeit fließend ineinander übergingen, plädiere die Generation Z für eine klare Trennung der beiden Bereiche.

Gleichwohl sehen sich die Generationen Führungskräften gegenüber, die etwas verändern wollen. An erster Stelle steht die Kommunikation, die idealerweise zu 80 Prozent neue Ideen entstehen lässt. Räumen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: „Veränderung sucht Raum“, beschreibt Boss den Prozess, an dem Architekten einen großen Anteil hätten. Sie verweist auf eine viergliedrige Vorgehensweise: Die Unternehmenskultur muss ein gemeinsames Ziel vorgeben, Führungskräfte und Mitarbeiter müssen zu Fans werden und sich zu einer Change Journey aufmachen.

Der Weg ist das Ziel. Schließlich geht es darum, ein auf das jeweilige Unternehmen maßgeschneidertes Konzept im Sinne der Marke zu entwickeln. Als Beispiel präsentierte sie dem Publikum die Umgestaltung der Zentrale der Gothaer Versicherung in Köln. Die Aufgabe bestand darin, weg vom Abteilungsdenken hin zu agilen Arbeitsmethoden zu gelangen. „Heute existiert dort eine Kultur des Miteinanders“, beschreibt sie die Veränderung.

Neue Räume für eine agile Organisation
Mit der Frage, wie man Silodenken überwinden kann, beschäftigte sich auch David Wiechmann in seinem Vortrag. Als Head of Interior Design und verantwortlich für Marketing sowie Produktmanagement bei der deutschen Tochtergesellschaft des europäischen Büroeinrichtungsherstellers Kinnarps in Worms, kennt er die Praxis nur zu gut. Er sieht die Veränderungsbereitschaft in Organisationen beim Thema Zukunft der Arbeit grundsätzlich gegeben. Doch benötigten sie Strategiebegleiter.

New Work. Experience matters
Unter diesem fasste Axel Praus, Gründer und Leitender Geschäftsführer des Münchner Unternehmens Workingwell, die zukunftsorientierte Arbeitsplatzgestaltung. Die Automatisierung führe dazu, dass den Beschäftigten mehr Zeit für andere als Routineaufgaben zur Verfügung haben. Sie wollten zuallererst eine sinnhafte Arbeit ausüben, mit Leidenschaft und Motivation. Der Raum mit verschiedenen Licht- und Farbstimmungen könne das unterstützen. Nicht umsonst versteht er den Raum als „Musterbrecher, um einen unternehmenskulturellen Wandel herbeizuführen“.

Er denkt dabei an die verschiedenen Planer. „Deren Aufgabenspektrum muss sich erweitern“, wirft er in die Reihen. Ohne „dynamic spaces“, die es ermöglichen, die Raumstrukturen und Möblierungen schnell und der jeweiligen Aufgabe entsprechend zu ändern, könne das kaum funktionieren. Das passende Schlagwort dazu: Activity Based Working.

Der Paul-Lechler-Saal im Hospitalhof in Stuttgart. Foto: Nikolaus Gruenwald Photography

Visuelle Ergonomie am Arbeitsplatz: Richtig Sehen, besser Fühlen
Dem Licht misst auch Jonathan Brune große Bedeutung bei. Als Direktor der Marke Luctra ist er verantwortlich für die Bereiche New Work und Business Strategie bei der Iserlohner Durable Hunke & Jochheim GmbH & Co. KG. In seinem Referat über befasste er sich mit der Frage der richtigen Bürobeleuchtung und Gesundheit.

Durch die Veränderung in der Arbeitswelt und im Freizeitverhalten verbrächten die Menschen 90 Prozent des Tages in Gebäuden. Dadurch bekommen sie zu wenig Tageslicht, vor allem zu wenig Blauanteile im Licht, die die Aktivität fördern. „Die Norm 500 Lux am Arbeitsplatz ist zu wenig, wenn man bedenkt, dass man draußen 10 000 Lux ausgesetzt ist“, stellt er klar.

Für die Beleuchtung am Arbeitsplatz bedeutet das, dass man insgesamt mehr Licht, aber auch mehr Blauanteile tagsüber und mehr Rotanteile am späten Nachmittag einsetzen müsse – mithilfe von Human Centric Lighting. „Daran dürfen Unternehmen nicht sparen. Schließlich entfallen 90 Prozent der Kosten auf das Personal.“ Deshalb sollte man den Menschen in Hinblick auf die Zukunft der Arbeit gute Umgebungsbedingungen verschaffen.

Materialitätenfrage
Doch nicht nur die Raumstrukturen, Licht und Farbe beeinflussen die Wahrnehmung, sondern auch die eingesetzten Materialien. Dafür steht Joachim Stumpp, Architekt und geschäftsführender Gesellschafter, Mitgründer und Mitinhaber der Stuttgarter Materialagentur Raumprobe. Die Schwaben inspirieren Architekten, Innenarchitekten und Designer mit ihrer Ausstellung und einer Datenbank mit Materialproben.

Wenn es um aktuelle Bürowelten geht, lässt sich anhand der Gewinnerprojekte und -produkte des Materialpreises ein guter Eindruck von den gegenwärtigen Trends gewinnen. Hingegen bietet der jährlich erscheinende Materialreport mit seinen wissenschaftlichen Studien einen Blick in die nahe Zukunft. In diesem Jahr geht es um das Thema „Hotel“.

Was Farben und Oberflächen angeht, stellt Stumpp fünf Trends fest: „Sprite“ steht für Pastellfarben und Formen der Postmoderne. „Walden“ ist ein Synonym für Wald, Natur und Handwerk. Unter „brut“ fasst er rauhen Beton, Textilien und unglasierte Keramik, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlen.

„Inox“ meint Metalle, in Serie reproduzierbare Materialien, Roboter und 3D-Druck, die die Sterilität eines Labors vermitteln. Als fünften Trend nennt er „Tivoli“ als Rückgriff auf die Anfänge des 20. Jahrhunderts mit opulenten Sofas und Poufs, Gold und fililgranen Details, die eine luxuriöse Stimmung erzeugen.

In der Arbeit der Zukunft sieht er den „Wandel zum Konzeptions- und Kreativzeitalter“. Damit verbindet er drei Thesen: Kreative Räume und kreative Oberflächen, die wohnlich und natürlich wirken. Als zweites versteht er darunter „Gesundheit“ mit Akustik, Sport und Wohlbefinden. „Natur im Büro“ zeige sich in Materialien wie Holz und Moos, die Sinnesreize vermitteln.

Soweit die unterschiedlichen Aspekte, die das Thema Zukunft der Arbeit definieren. Das wiederum veranlasste Susanne Tamborini zu der Schlussbemerkung: „Es gibt nicht das eine Büro, sondern eine große Bandbreite unterschiedlicher Büroformen und -ausprägungen.“

Wer die Inhalte der Referate durch Produkte anreichern wollte, konnte sich auf Präsentationsflächen inspirieren lassen. Mit dabei waren der Akustikbox-Hersteller Vank, der Leuchtenhersteller Luctra, der Bodenbelagsspezialist Amtico und der Büro- und Objektmöbelproduzent Kinnarps.

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